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- Veröffentlicht: 20. Mai 2009
Es gibt einen unfehlbaren Weg, zu erkennen, ob man es mit einem bösen oder guten Menschen zu tun hat. Zugegebenermaßen ist die Grenze hier meist fließend und es ist nicht wirklich einfach zu unterscheiden, aber es gibt Zeichen. Die ehrlich Bösen sind leicht zu erkennen, aber die Guten machen es uns schwer, deshalb beschränke ich mich einmal auf die dunkle Seite, weil ich nun mal notorisch faul bin.
Benutzt jemand den Satz: "Wenn wir es nicht tun, dann tut es jemand anderes.", dann weiß ich genau, dass man ein TÜV-geprüftes Rektum vor sich hat. Man erkennt: der Typ hat es im Leben schon öfters geschafft mit einer Einstellung, die Hindernisse als temporäre Störung wahrnimmt und Mitmenschen als Bauern im Schachspiel.
Was mich traurig stimmte, als ich über das Thema nachdachte ist, dass es im umgekehrten positiven Fall kaum vorkommen wird, dass der Spruch fällt: "Wenn wir Afrika nicht das ultimative AIDS-Medikament zu einem vernünftigem Preis verkaufen, dann wird es jemand anderes machen." Denn diese Redeart wird immer nur zum Bösen und zur Befriedigung der Gier verwendet, achtet mal drauf.Ich muss in diesem Zusammenhang an die Aussage eines berühmten fiktiven Stadtwächters denken, der da meinte, dass er Schachspiel einfach verabscheut, denn wenn es nach ihm ginge, dann würden sich die Bauern beider Seiten zusammentun und in weniger als 17 Zügen die Republik ausrufen. Dann müssten sie sich nicht mehr opfern für einen König, der feige im Hintergrund rochiert und erst zum Schluss die Verantwortung zieht, wenn es nicht mehr anders geht.
Anspielungen auf unsere (sowohl absolut vorhersehbare, wie auch vermeidbare) Wirtschaftsflaute sind natürlich reiner Zufall, denn wer bin ich schon , dass ich die ehrenwerten Herren der Inkompetenz und untolerierbaren Gier bezichtigen dürfte...
Ich befürworte die Errichtung eines Galgen auf den Marktplätzen dieses Landes. Damit die Herren merken, dass wir willens sind, davon Gebrauch zu machen. Denn wir sind das Volk, wir sind der Staat. Es ist unser Geld, unser Land. Reichtum kommt mit Rechten und Pflichten. Wer mit Menschenleben hasardiert, soll damit rechnen müssen, dass sich das rächt und nicht, wie heute, beliebig betrügen, morden und rauben dürfen solange die Wirtschaft das angeblich "braucht".
Man muss ihn ja nicht benutzen, den Galgen, aber ein Signal wäre es schon. Wenn die dann immer noch tun, was sie wollen, können wir sie höflich darauf hinweisen, dass wir sie gewarnt haben. Momentan zucken wir hilflos mit den Schultern und sagen: "S'isch hoida so. Komma nix mocha."
Wozu das führt, sieht man ja: Die Kabarettisten bringen das Volk zum Lachen, mit Pointen, die vor einem Jahr noch allenfalls bei Attac-Veranstaltungen zum Einpeitschen verwendet wurden und nun tun wir so, als müssten wir schnell wieder zur Normalität zurück. Zu einer Normalität, die uns das, wo wir jetzt sind, gerade erst eingebrockt hat.
Viele Hexen machen sich insgeheim Hoffnungen der Art: "... das wird irgendwann auf die zurückfallen ... wer Wind sät wird Sturm ernten ... man bekommt alles 3fach zurück ... etc".
Ich aber bin nicht esoterisch genug, damit mir das reicht. Ich will, dass die wirklich Angst haben. Denn erst dann greifen diese Psychomittel. Oder hat einer meiner Leser jemals Angst, in die Hölle zu kommen, weil er Sonntags nicht in die Kirche geht? Nein? Dann ist hier mein Punkt. Denn dem Familienvater, der sich keinen Mais mehr leisten kann, da die Werte der Futures auf der Börse um 30% gestiegen sind, nützt es gar nix, wenn ein satter Pagan-Klugschwätzer etwas von kosmischen Regeln schwadroniert. Das Kind verhungert! Wegen Wetten auf Lebensmittelpreise!
Aber wenn wir die Gewinne nicht abschöpfen, dann macht das der Russe oder der Ami, das wäre ganz doll schlimm für den Börsenstandort Deutschland.
Echt wahr?
Ich bin sonst nicht so eine Dramakönigin, aber kann seit Jahren einfach kein Schachspiel mehr anfassen, weil ich fühle, wie die politisch vertretbaren Schreie in meine Finger fahren und das verfassungsmäßige Blut an ihnen herunterläuft. Wann ist eigentlich die Zeit gekommen, für ein bisschen Widerstand?
Wieviel mehr muss noch kommen?