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- Veröffentlicht: 22. April 2015
Ich habe viele Tage gebraucht, bis ich den Tod von Terry Pratchett verarbeitet hatte.
Es traf mich hart, als wäre ein liebes Familienmitglied gestorben.
Das hatte ich nicht geahnt. Ich war völlig aufgelöst. Aber wenn man nicht weiß, wann man ein Mensch sein soll, dann weiß man auch nicht, wann es Zeit ist, eine Hexe zu sein.
Ich wollte ihn doch unbedingt noch kennenlernen. Denn außer, dass er ein großartiger Schriftsteller war, der klug und witzig schreiben konnte, und das mit einem unverwechselbaren Stil, ehre ich ihn als die beste und ehrlichste Hexe, die in meiner Welt aufgetreten ist.
Für ihn war es ganz selbstverständlich über die Zusammenarbeit von Hexen und Menschen zu schreiben.
Für mich als suchende Junghexe waren viele seiner Werke, ganz besonders die über Tiffany Aching, die besten Lehrbücher. Sie waren allesamt lustig und gnadenlos kritisch.
Die Botschaften waren stets versteckt hinter harmloser Fantasylektüre, so dass nur diejenigen die tiefere Bedeutung verstanden, die es anging. Das war sicher kein Zufall, denn er schrieb zu detailliert und mit erkennbarem Hintergrundwissen.
(Ich denke, da war Wicca im Spiel...)
Wer von uns erinnert nicht im täglichen Umgang mit Hexen an einen der Archetypen, über die ER schrieb? Von der schmuckbehangenen Nachwuchshexe, die sich viel auf ihre Initiationen in erlesene Hexenzirkel einbildet und die allerdings echte Arbeit als ein wenig unter ihrer Würde befindet? Oder die Hohe- und Nochhöhere-Priesterin, oder die passive Schüchterne, die ständig belehrt wird, oder die lebenslustige Ältere, oder die sich im Hintergrund haltende kluge Lehrerin? Alles Typen aus dem echten Leben.
Und ER kannte sie alle.
Besonders seine unesoterische Sicht fand ich so erfrischend und so lehrreich, dass es mir half, viele Enttäuschungen zu überstehen.
Hätte mir rechtzeitig jemand gesagt, dass es nicht aufhört, Magie zu sein, obwohl man weiß, wie es geht, hätte ich viel früher über die Ritualisten lachen können, die versuchen, ihr "geheimes" Wissen gegen Geld an die Leute zu bringen und verlangen, dass man sich einer dubiosen Hierarchie unterzuordnen habe.
Terry hat für mich Richtlinien verfasst, davon die wichtigsten:
- Der Mond ist in erster Linie ein von der Sonne beschienener Stein
- Hexen sind nicht hierarchisch organisiert
- Niemals nehmen Hexen Geld für hexische Dienstleistungen an
- Hexen glauben nicht, denn der Glaube endet, sobald Erkenntnis einsetzt
- Auch wenn es nicht mein Fehler ist, kann es doch meine Verantwortung sein
- Unterschätze niemals die Kraft harter Arbeit
- Man muss keine Hexe sein, um wie eine zu handeln,
aber wenn man eine ist, muss man es tun - Keiner weiß, was nach dem Tod passiert
Terry Pratchett ist unsterblich, denn seine Werke und seine Lehre werden bestehen.
Auch nach seinem Abgang von der Bühne stelle ich ihn mir vor, wie er mit dem TOD diskutiert, dass es eigentlich schon längst eine Brücke geben sollte, weil niemand mehr die Münzen für den Fährmann dabei hat und es sonst ziemlich voll hier wäre.
Wenn wir leise sind, können wir ihn vielleicht lachen hören. Es ist sein Verdienst, dass wir Hexen wissen, dass die Göttin auch Humor hat.
Und so bleibt mir nur, darauf hinzuweisen, dass die wahre Wiccan Rede so lauten sollte:
"This I choose to do. If there is a price, this I choose to pay. If it is my death, then I choose to die. Where this takes me, there I choose to go. I choose. This I choose to do."
Wer es nicht glaubt, kann es gerne nachlesen.
Sir Terry Pratchett hat alles für uns aufgeschrieben.
„RAPHAEL?“
„Ja, bitte?“
„IRGENDWIE LEER HIER. SO OHNE IHN.“
„Hm-hm“
„PUB?“
„Pub klingt gut.“