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- Veröffentlicht: 14. Mai 2010
Wenn in einem Blog oder einer Zeitung eine Buchkritik erscheint, dann lese ich die eigentlich nie. Weil ich erstens nicht erfahren will, was passiert und weil es zweitens immer sehr subjektiv ist, ob ein Buch gefällt oder nicht. Besonders Tendenzbücher, wie sie im Esoladen erhältlich sind, werden immer gelobt und sogar wirklich gelesen. Und das obwohl meistens unglaublicher Stuß drinsteht. "Alle Geheimnisse der Hexenkunst" oder so was. Viele kluge Hexen kenne ich, die schon deshalb kein Buch veröffentlichen, weil sie nicht im Buchregal neben so etwas stehen wollen. In Hogwarts würden sich viele der Bilder auf dem Einband, die ein möglichst mystisches und/oder zutrauliches Persönchen zeigen, sich ständig prügeln.
Dann gibt es aber wirklich schlaue Menschen, die verstecken ihr Wissen gekonnt in einer Geschichte und dringen so in das Bewusstsein ein. Ihr wirklich vielleicht geheimes Wissen wird zum Märchen. Wir lächeln darüber, merken es uns und die Wahrheit bleibt als das berühmte Körnchen erhalten.
Nein, ich rede nicht vom Herrn der Ringe, einem Buch, dessen Güte in etwa vegleichbar mit dem neuen Album von Metallica ist.
Auch leider nicht von mir, da fehlt mir das Talent. Aber mein ständig zitierter Freund, Sir Terrence Pratchett hat im Geheimen ein Buch über die Seele und Zentrum der Hexenkunst geschrieben ("the soul and center of witchcraft"). Auch wenn es nicht bekannt ist, so muss STP sich mit Neuheidentum befasst haben, so viele Insiderwitze kann man nicht aus Dokus oder Zufallsbekanntschaften zusammensuchen.
Das Buch heisst "A Hat full of Sky", schon falsch übersetzt mit Hut voller Sterne. Es geht dem Autor nicht um Glitzersternchen, sondern dass man als Hexe den Spitzhut nur symbolisch trägt und eigentlich gar nicht braucht, denn man kann auch den Himmel zu seinem Hut machen.
Alleine schon diese archetypischen Charaktere:
Tiffany: die ehrgeizige Junghexe, die unbedingt echte Hexenkunst erlernen will, unter Höhenangst leidet und richtig tollen Käse macht.
Miss Tick: die typische Durchschnittshexe, kann nicht gut zaubern, arbeitet als Lehrerin und vermittelt Junghexen an andere Hexen, mit denen diese dann arbeiten dürfen. Man beachte bitte den coolsten aller Wortspielnamen.
Anagramma: Die noch nicht ausgelernte Rudelsführerin des "Coven", die glaubt alles zu wissen und andere ständig offensiv darauf hinweisen zu müssen, wie viel schlechter die doch sind, die anderen fürchten sie, laufen ihr aber trotzdem (oder deswegen?) hinterher.
Miss Earwig: möchte eigentlich lieber "Ourwitch" ausgesprochen werden, sie ist die Lehrerin von Anagramma, schwört auf modernes Design ("you know that looks sooo gingerbreadcottagy..."), das aber trotzdem schwarz sein muss und glaubt, dass Traumfänger wirklich funktionieren.
Perdita: Die schüchterne Junghexe, die versucht, es allen recht zu machen, deren Schmuck sich ständig verheddert, jeden Satz mit Ahmmm beginnt, in Kurven vom Besen absteigt, um die Richtung zu korrigieren und alles über Schweinezucht weiss.