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- Veröffentlicht: 13. März 2013
Als mein Sohn eingeschult worden war, mussten wir uns zwischen staatlicher und katholischer Schule entscheiden. Da wir aus beruflichen Gründen eine Ganztagsbetreuung brauchten, blieb letztendlich nur die katholische Variante übrig.
Da ich auch auf katholischen Schulen war und keinen bleibenden Schaden behielt, dachten wir uns nichts dabei, zumal die Lehrerin einen guten Eindruck machte und alle seine Kindergartenfreunde in dieselbe Klasse kamen.
Er bringt bis heute gute Noten nach Hause, aber die Lehrerin und die Kinder ihrer Klasse entfremdeten sich in den letzten zwei Jahren zunehmend, besonders mit den Jungen kam sie nicht mehr zurecht.
Ich gebe mir daran zumindest eine Teilschuld, weil ich unseren Kindern die Religionsgeschichte der Menschheit unverblümt vermittle und nicht beschönige, dass es bei der Gründung von Religionen grundsätzlich immer um Macht, Geld und Angstmachen geht. Das scheint mein Sohn leider nur zu gut verstanden zu haben und lässt das im Unterricht auch raushängen.
Es würde keinem christlichen Lehrer gefallen, wenn das "Wunder" der Auferstehung von einem Pimpf vor der ganzen Klasse als "riesengroße Verarsche" bezeichnet wird und sie könne das Geschwurbel um vorgebliche Wunder wohl kaum als echte Zauberei bezeichnen, das wären nur Geschichten, die einfachen Leuten erzählt wurden, weil sie den ganzen Mist sonst niemals mitgemacht hätten.
Vater sprach: "Wenn Du unsicher bist, wieso etwas gemacht wird oder ob es stimmt, dann frage Dich: Wer verdient das meiste Geld?"
Dieser Satz stimmt immer und meine Kinder verstehen es auch. Das finde ich gut, aber es ist nicht gesellschaftsfähig, weil ich es versäumt hatte, Ihnen gleichzeitig beizubringen, dass man vorsichtig sein muss, wem man das ins Gesicht sagt. Mein Sohn kann kein Geheimnis für sich behalten, er sagt immer alles gleich, sonst zerplatzt er. Ich wiederum sollte die Lehre daraus ziehen, dass ich meinen Kinder wohl doch nicht alles erzählen darf, falls ich ein Interesse daran habe, nicht spontan zu einer Klassenkonferenz eingeladen zu werden.
Nun denn ... wir haben uns mit den Rektoren der beiden Schulen geeinigt, dass mein Sohn die Schule wechseln darf und zwar aus "konfessionellen Gründen".
Man könnte annehmen, das sei ein Ritterschlag im ewigen Kampf der Religionen, so was wie "Hexenkind aus katholischer Schule geflogen".
Aber schade ist, dass es eben keine Gemeinschaft gibt, wo sich meine Kinder ihre Gruppen-Bestätigung holen können. Sie vereinsamen zunehmend, weil "die" etwas haben, was "wir" ihnen nicht (oder nur selten) bieten können.
Und das erfüllt mich mehr mit Trauer, als Stolz.