Es ist jetzt tatsächlich passiert. Schnüff.

Meine geliebte kleine Tochter (3 Jahre) hat mit mir ein Brot gebacken und wie wir gerade so vor dem Backofen sitzen und dem Teig beim Aufgehen zusehen, da beginnen die Glocken einer Kirche zu läuten. Meinen Sohn habe ich schon so weit indoktriniert, dass er sich dann gleich aufregt über die „zensiert Christen, mit ihrem zensiert Krach“ und dann muss ich miterleben, wie der kleine Sonnenschein, den ich unter viel Schmerzen auf die Welt kommen ließ, mich anstrahlt und sagt: „Ich möchte auch zu den Christen gehen.“

Zuerst denke ich, sie scherzt, aber dann wiederholt sie ihre Forderung.

Wir haben in unserer Familie den Anspruch, ohne Vorurteil gegenüber allem zu stehen. Wir unterscheiden streng zwischen dem, was jemand tut und dem, was jemand ist. (What you did and what you are issue)

Nie reden wir schlecht über jemanden oder etwas, außer die haben es sich verdient. Wenn jemand Böses tut, dann ist es egal, welche Farbe, Überzeugung oder Bildungsentfernung derjenige hat.

Wir propagieren aber auch keine anderen Werte, als die, die wir für richtig befinden. ZB Kinder zu taufen, bloß weil die Eltern Angst um die zukünftige Kindergartenunterbringung haben, halte ich für mit das Schlimmste, das man an religiöser Überzeugung weitergeben kann, weil man dem Kind signalisiert, dass die Religion egal ist, solange sie einem nur finanzielle Vorteile bringt. Auch im Kindergarten wird keine Propaganda betrieben, da hätten unsere muslimischen Mitbürger auch ein klein wenig mehr Probleme mit, als selbst wir. Deshalb war ich schon erstaunt und ratlos und wie man sehen wird, schwimme ich auch ein wenig.

Ich: „Wieso möchtest Du zu den Christen gehen?“

Sie: „Die läuten immer.“

Ich: „Ist das nicht zu laut?“

Sie: „Nö.“

Ich: „Aber Du warst doch immer meine kleine Hexe…“

Sie: „Neeeeiiiin“ (rollt mit den Augen)

Ich: „Aber Mama und Papa sind Hexen.“

Sie: „Ich will aber zu den Christen gehen.“

Ich: „Hat Dir das jemand gesagt?“

Sie: „Nein.“

Ich: „Wieso um alles in der Welt dann ausgerechnet die Christen?“

Sie: „Weiss nicht.“

Ich: „Also, natürlich, kannst Du die Christen besuchen und sehen, ob es Dir gefällt, aber dann musst Du auch in die Kirche gehen.“

Sie: „Juhu!“

Wir blicken weiter sinnierend auf das dunkler werdende Brot.

Sie: „Wann gehen wir in die Kirche?“

Ich: „Ich will da nicht hin. Ich grusel mich da immer.“

Sie: „Wieso?“

Ich: „Das ist immer kalt und dunkel da drin, außerdem hängen da tote Jungs an Kreuzen und …“

Sie: „Ohh! Das will ich sehen.“

Mir wird klar, dass es vielleicht wirklich Menschen gibt, für die das was ist. Aber wieso, beim Donnerdrummel, mein kleines Fünkchen?