[ich habe angst]
[Ich bin wütend]
[mir fällt auf, dass du in letzter zeit nur noch wütend schreibst]
[Ja?]
[ohja und die leser finden das auch]
[Das hast Du Dir doch jetzt ausgedacht?]
[zurück zum krieg]

Jahrzehntelang haben wir Waffen gebaut und verkauft und den ganzen Kriegsapparat mit am Leben gehalten. ALLE wussten, dass die Kriegsindustrie in Deutschland nach wie vor ein wichtiger Faktor ist und wir fanden es geil, Arbeitsplätze und Devisen zu sichern, haben immer die selben Parteien gewählt die ihre parteipolitische Kriegsminister*in postiert haben.

(Wir hatten noch nicht mal den Verstand, mit dem Kriegswesen vertraute Menschen auf den Posten zu setzen, sondern lieber ShoppingQueens, die sich für viele Hundert Millionen Euro von Chippendale-Beratern sagen lassen, wie wir auf Umwegen zu einer nicht wirklich einsatzkräftigen Wehrmacht kommen können)

Das ganze Volk war an jeder Wahlurne immer voll wissentlich dabei, Parteien wiederzuwählen, die befürwortet haben, dass Kriege in der ganzen Welt durchaus hinnehmbar sind.

Dann ... ganz plötzlich ... gibt es einen Krieg der pfui ist, weil ... ja weil, der ist halt nicht so weit weg.

Und wir sind tief betroffen und bestürzt. Sofort färbten sich alle blau gelb um Solidarität mit dem Wappen der Ukraine zu feiern (Man will ja demonstrieren, auf der richtigen Seite zu sein, denn die sozialeMedienInquisition würde Dich ohne vorauseilenden Gehorsam möglicherweise zerfleischen, und better safe then sorry, you know?)

Die deutsche Bahn hat ein, wie ich finde, grandioses Angebot zeitnah veröffentlicht, dass alle Flüchtlinge mit ukrainischem Pass gratis aus Polen nach Deutschland reisen dürfen. Das ist super. Zweifelsfrei. Aber ... ich habe einen Messenger-Thread verfolgt, wo eine wirklich nette Dame das auch gut befand und dann sich tief entschuldigte, weil sie nicht unkonform erscheinen wollte, aber sie fragte, wo denn der Unterschied bei Flüchtlingen mit ukrainischem, syrischem, afghanischem, etc Pass liege.
Ich gebe zu, ich habe die darauf folgenden Antworten nicht gelesen, denn Fremdschämen macht mir Bauchweh.

Ich rühme mich selbst ja oft dafür, so unglaublich viel zu wissen und vorherzusehen. Aber hier lag ich falsch, denn ich dachte, ein Territorialkrieg wäre bei unserer aktienmarkt fokussierten Welt einfach zu teuer. Nicht gerechnet habe ich damit, dass Putin offensichtlich entweder einen an der Klatsche hat oder (und das können wir echt nicht abschätzen) einen Plan verfolgt. Ich dachte ja : in einer so finanziell vernetzten Welt, wo internationale Konten und Kaufkraft der eigenen Währung eine so dominante Rolle spielen, da bringt es nicht, ein paar mehr Weizenfelder zu erobern. Der Zugang zum Meer, vielleicht ein paar Rohstoffe, endlich direkte große Grenze am Natogebiet, Belarus als Erfüllungsgehilfen mit ins kriminelle Boot genommen...

[ob die das noch bereuen?]
[Wie meinen?]
[naja wenn belarus jetzt mitmacht und russland den krieg verliert ... dann war das doch ein echt schlechter plan]
[Dann kriegen die eine Eselsmütze und müssen sich schämen, denn ... leider haben die für uns wichtige Rohstoffe. Leider geil]

Strategische Gründe gibt es vielleicht, aber die kann ich nicht einschätzen. Ich denke, dass da dann doch eher die eigentlichen Gründe im Putinschen Selbstverständnis liegen. Einerseits sagen alle Zeitzeugen, dass er ein netter und vernünftiger Kerl ist, aber dann macht er so was. Die Bilder, die er sendet mit den großen Tischen, den goldenen Türen, der schroffen Art mit Untergebenen umzugehen, das macht mich schon denken, dass der Mann zumindest viele ... Ebenen hat.

Ein bisschen Zar zu sein, ist schon verlockend und wenn Dir erst mal 20 Jahre das gesamte russische Volk zujubelt, das macht doch was mit einem. Das kann gar nicht anders.

Es gibt aber auch Gutes an dem Krieg, das zeichnet sich schon jetzt ab:

  • Europa denkt endlich mal ernsthaft über ihre Haltung und Politik nach
  • Wir lernen, Militarismus zu fördern, war eine Scheiss Idee
  • Unterschätzt niemals Faschisten, die denken, sie haben Dich wegen der Rohstoffversorgung in der Hand
  • Vielleicht mal die diplomatische Arbeit ein wenig fördern?
  • Es lenkt auch wunderbar ab, von all den anderen Baustellen auf der Welt! Juhu, endlich mal kein Klimawandel, Krankenhaus- und Flüchtlingsnotstand ... pfff, wurde ja eh langsam langweilig.

Aber nein ... was machen sie?

Sie schwören, Deutschland mit einem Zuschuss von 100.000.000.000€ fertig zu machen, wieder eine schlagkräftige Armee aufzubauen.