Arvid schrieb:

"Ich war schon immer gegen Impfungen, mein Sohn ist nicht geimpft und unser 2. Kind, dass wir in wenigen Tagen erwarten, wird natürlich auch nicht geimpft werden."

Ich will Dir und dem Artikel, den Du hier verlinkt hast, teilweise zustimmen. Unnötige Tierversuche sind nicht zu tolerieren. Ebenso ist es ein Skandal, dass wir erkranken, bloß weil Tiere profitabler gezüchtet werden. Ich kaufe mir deshalb nach Möglichkeit Fleisch vom Schlachter des Vertrauens und vermeide 0815-Hack. Und fange meine eigenen Fische, um den gezüchteten Anabolikabomben aus dem Weg zu gehen.

Seit Jahren leide ich an Unverständnis, dass der Mensch zwar bereit ist, tausende Euro auszugeben für einen immer noch größeren Fernseher, aber beim Fleisch und Gemüse spart er. Es war Pispers, glaube ich, der sinngemäß sagte: "Es ist dem Deutschen wichtiger, billige Erdbeeren zu Weihnachten kaufen zu können, als Mitgefühl zu haben mit dem unterbezahlten, zu Überstunden gezwungenen LKW-Fahrer, der auf das Stauende auffährt, weil für den gemeinen Wahlberechtigten die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet er am Ende dieses Staus steht, sehr gering ist."

Ich selber esse gerne und oft Fleisch, auch wenn ich weiß, dass es vom Kalorienfaktor her sinnvoll wäre, nur Getreide zu servieren, weil eine Kuh ca. 10x mehr Brennwert verspeist, als sie nachher auf der Fleischtheke hergibt.

Mein Standpunkt aber (und ich riskiere, dass es keinem hier gefallen wird) ist:
Wir Menschen sind nun mal ganz oben in der Nahrungskette. Das haben unsere Vorfahren hart erkämpft. Stell Dir vor wie unser Großonkel Australopithicus entsetzt wäre, wenn Du nicht genußvoll in den Mammutschenkel beißen würdest, den er Dir unter härtesten Bedingungen, ohne heute geltendes Arbeitsrecht, unter Einsatz seines Lebens, erjagt hat, nur damit Du weiterleben und Kinder bekommen kannst.

Es gibt jede Menge Dokus, die zeigen, wie Tiere sich gegenseitig abmetzeln, oder die Natur in Form von Vulkanausbrüchen, Fluten, Bränden, Frost oder Hitze ihre Opfer fordert. Ein Hecht, der langsam von hinten einen Barsch zerfleischt ist erheblich grausamer als mein schnelles Messer. Massentierhaltung an sich ist nicht schlimm, man sollte nur nicht übertreiben mit der Grausamkeit. Es gibt immer einen Mittelweg. Ich habe in Ländern gearbeitet, wo ein liebevoll aufgezogenes Hühnchen 20 Euro kostete, das schmerzt im Geldbeutel nach einer Zeit. Ein Tier sollte nicht dicht gedrängt mit anderen kranken Tieren zusammenstehen, aber es muss auch keine gestreichelte Bierkuh mit eigenem Gehege sein.

Der Mensch ohne Fell und Reißzähne ist ein Mängelwesen. Wir brauchen unsere intellektuelle Überlegenheit, um unser aller Überleben zu sichern. Dafür müssen wir zusammenarbeiten.  Ich finde Weltuntergangssekten extrem lächerlich und gönne ihnen den freiwilligen Tod, wir sollten unsere kurzlebige Existenz schon sinnvoll nutzen. Zu viele Führer sind für kurzfristig zu erreichende Ziele über Leichen gegangen und werden auch unsere Ausrottung in Betracht ziehen, weil sie wissen, dass wir uns nicht wehren werden. Damit meine ich: Für das große Ganze sich zu opfern, will einen guten Grund haben, am besten einen egoistischen. Wenn jeder sein Leben möglichst lange und komfortabel leben möchte ohne anderen Menschen zu schaden, dann sind zwar Bierzeltdiskussionen, aber keine Kriege möglich.

--> Nicht anderen schaden, sein Leben nutzen und die Welt den Nachfahren vorbereiten.

Es ärgert mich so sehr, dass unsere Wirtschaftsvertreter kein Interesse haben, unseren Kindern eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen und unsere Politiker das gleiche Desinteresse an den Tag legen, wenn es um die Schulden unserer Enkel geht. Aber das ärgert mich nur deshalb, weil ich will, dass alle Bürger dieses Staates in Würde zusammen leben. Ich bin ein Teil dessen und muss mein Scherflein (gegebenenfalls mehr) dazu beitragen.

Wenn wir alle 10 Milliarden Menschen, die es bald geben wird, ernähren wollen, dann müssen wir als Weltgemeinschaft Kompromisse mit der Tierliebe eingehen. Oder aber wir sind konsequent und sagen der Weltbevölkerung, sie dürfe ab heute nur noch Algen mit Reis, Getreidebrei oder Kartoffeln essen, denn was anderes ist gerade nicht drin, den Schweinchen sei gerade nicht nach einem schnellen Tod im Schlachthaus...

Meiner bescheidenen Meinung nach sind alle Menschen auf dieser Welt gleichberechtigt. Jeder darf das selbe haben und denken und sagen, wie alle anderen.

Oder?

Diesen Teil unterschreibt jeder vorschnell. Wer aber die Konsequenz zu Ende bedenkt, der zuckt bald zurück.
Nämlich: wenn der US-Bürger ein Atomwaffenarsenal unterhält, dann darf das der Perser natürlich auch. Der Ami ist nicht erwachsener im Umgang mit Armageddon, als der Nordkoreaner. Es ist wie im Kindergarten: Wenn man dem einen erlaubt, etwas Dummes und Verwerfliches zu tun, dann dürfen wir das dem anderen nicht verbieten. Wir in Europa essen viel Fleisch. Das dürfen wir dem Chinesen doch nicht vorenthalten, bloß weil die viermal so viel Leute sind und unerwarteterweise plötzlich das Geld haben, um Fleisch kaufen zu wollen.

Und es ist sehr wohl wichtig, nicht auf tierisches Eiweiß zu verzichten, denn nur deswegen konnten wir uns so weit entwickeln. Unser menschliches Gehirn ist deshalb so leistungsfähig. Das hätten wir mit pflanzlichem Material niemals geschafft. Wir wären auch das einzige Raubtier der Welt, das moralische Bedenken beim Verzehr anderer Tiere behindert. Als dereinst die ausgehungerten Soldaten Napoleons von der Front heimkehrten, überfielen sie sogar Krankenhäuser und verschlangen die eingelegten Profundia, so verzweifelt suchten sie nach Nahrung.
Wählerisch zu sein ist eine bemerkenswert verwöhnte Sichtweise unserer heutigen Zeit. Tiere zu essen gehört zu unserer Vergangenheit, wie man sieht und wir dürfen es keinem missgönnen. Die Bären im Zoo bekommen ja auch Fleisch, obwohl sie Allesfresser sind.

Die europiden Zivilisationen haben in Wirklichkeit erst in den letzten Jahren ihre Liebe zum Klima und der nachhaltigen Landwirtschaft entdeckt, vorher aber jahrzehntelang die Welt kaputt gemacht und verlangen auf einmal, dass die anderen Menschen von heute auf morgen diese Einsicht zu teilen haben. Das kostet aber Geld, das abgezweigt werden müsste. Aber bitte nicht vom Spekulationsvermögen der Wohlhabenden, denn das brauchen die nun mal ganz dringend für Nutten und Koks. Sie verlangen, dass die ganze Welt die Kosten für die Schadensbegrenzung zahlen soll, das ist eine krude Mischung aus Kolonisationsromantik und Erpressung.

Moral ist sehr schnell überflüssig, wenn ein paar wenige ihre Felle schwimmen sehen. Aber wir (die Menschen guten Willens) sind mehr. Anzahlmäßig. Und sonst auch.

Das Überleben und das Wohlbefinden unserer Menschenbrüder müssen wir im Auge behalten, um als sozial dazustehen. Das sehen wir alle bestimmt auch so.

Und weil wir nun mal mit der humanen Gemengelage vorlieb nehmen müssen, dürfen wir nie vergessen, dass wir nicht alleine leben. Ich habe eine Doku gesehen über eine Familie, die als Leuchtturmwärter am Kap der guten Hoffnung lebt. Die Mutter sagte, es wäre ihre größte Sorge gewesen, dass die Kinder krank werden und nicht rechtzeitig ein Hubschrauber kommen könnte. Aber dann lachte sie und flüsterte, auf Holz klopfend, dass die Kinder nicht krank würden, und zwar aus dem Grund, weil sie mit anderen Menschen nie in Berührung kommen, dementsprechend auch keinen Krankheitserregern.

Meine Kinder gehen in den Kindergarten. Auch auf Kindergeburtstage, Cons, Spielplätze, Mittelaltermärkte, Bau- Medien- und Supermärkte und manchmal auch zu Ikea. Damit will ich sagen, sie verkehren öffentlich mit vielen anderen Menschen und Kindern.

Synthese:

Ja, aus all den Gründen sind meine Kinder natürlich geimpft. Gegen alles. Müssen sie unbedingt. Das Problem ist nicht (!) deren eigenes Risiko krank zu werden, sondern zum größten Teil, dass sie andere Menschen, auch fremde ungeimpfte Kinder nicht anstecken sollen.
Das Immunsystem eines geimpften Kindes reagiert innerhalb von Stunden auf den Erreger und bekämpft ihn in maximal ein paar Tagen, ein ungeimpftes Kind rennt wochenlang als Ansteckungsgefahr seine Runden. Dann werden mehr Kinder länger krank, die Eltern müssen Urlaub nehmen und die Krankenkassen zahlen ein immenses Krankengeld.

Und das alles abgesehen von der Tatsache, dass wir nicht wollen, dass die eigenen Kinder krank werden und leiden. Und rein statistisch (damit meine ich keine offiziell manipulierten Statistiken, sondern Wahrscheinlichkeitsrechnung) werden nun mal geimpfte Kinder seltener von spezifischen Krankheiten befallen als ungeimpfte und sie heilen wesentlich schneller.

Seine eigenen Kinder nicht zu impfen, ist demnach ein der Gemeinschaft nicht zuträgliches Verhalten. Auch wenn die Profitgier der Pharmaindustrie und das tatsächlich vorhandene Risiko des Impfens selber nicht schön sind.

Wir haben Wert darauf gelegt, in einen Kindergarten zu kommen, der nur geimpfte Kinder zuläßt. Tja. Man muß Opfer bringen für unsere Gesellschaft. Nicht jeder hat das Glück, auf einer Insel zu wohnen.