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- Veröffentlicht: 05. September 2013
Die älteren unter uns (seufz) kennen noch den Werbespot mit dem späteren Serienstar "Herkules", in dem er einen lässigen Typen spielt, der in einer Billardkneipe einen Jim Beam bestellt. Der Barkeeper zögert etwas, aber schenkt ihm einen Whisky aus der Flaschengalerie ins Glas. Alle Besucher des Schuppens sehen zu, wie er das Getränk testet und dann sagt: "Das ist kein Jim Beam." Er verlässt die Kneipe und die anderen Gäste fragen sich, was sie denn im Glas haben.
[kommt noch eine pointe?]
[Warum?]
[was will der holde autor uns mitteilen?]
[Dass er Jim Beam mag?]
[du würdest auch spülmittel trinken, wenn es ethanol enthielte!]
[Das ist ü-ber-hau-pt nicht wahr! So eine gemeine Unterstellung!]
[dann komm zur pointe!]
[Grrrml.]
Ich befürchte, dieses Weblog wird immer mehr zum Verbraucherschutzzentrum, Themengebiet "Rituale". Wo es eigentlich ganz einfach ist, gelingt es Ritualleitern doch immer wieder, jede Menge falsch zu machen. Ich habe es ja auch nicht professionell gelernt, aber manches leuchtet doch ein, dass man das SO nicht machen kann.
Zum Sommerfest waren wir auf einem großen Zeltlager und sind eingeladen worden, an einem ökumenisch-heidnischen Ritual teilzunehmen. Ich weiss nicht viel über die Gewohnheiten der anderen Teilnehmer, es waren wohl verschiedenste Wicca-Kulturen dabei und sollte schon irgendwas mit Natur, Göttern, Elementen und einem Kreis zu tun haben.
Wir haben gerne eingewilligt, zu kommen.
Ich hätte stutzig werden sollen, als meine mehrfach wiederholte Frage, ob ich denn auch mithelfen könnte und wie es denn ungefähr abliefe, mit einem Lächeln ignoriert wurde.
Die Oberpriesterin meinte, ich solle mich entspannen. Das tat ich.
Sie hatte einen Plan. Wir sollten uns unten am Fluss unter dem großen Baum treffen.
Am Nachmittag regnete es, abends klarte es dann auf. Man konnte sogar richtig schön die Sterne sehen. Sonst leben wir ja in einer Großstadt, deren Beleuchtung die Lichter am Himmel übertüncht, deshalb fällt mir das dann bei Gelegenheit besonders auf.
Die Familie Toteles hatte sich schick gemacht und war auf dem Weg, um zur vereinbarten Zeit am vereinbarten Ort zu sein, aber wurden abgefangen mit der Mitteilung, dass wir uns innen, in einem der Zimmer treffen würden, weil es draussen doch - Achtung, es kommt gleich... - zu nass sei.
Ich könnte eigentlich hier schon aufhören mit der Erzählung, weil sich da fast jeder Kommentar erübrigt. Nur so viel: Als wir nach Beendigung des Rituals den Raum verließen, sahen meine Frau und ich uns an und flüsterten unisono: "Das war ja Sch***e ..."
Und so werde ich nicht berichten von barfüßigen Frauen in langen weissen Gewändern, unverständlichen Liturgietexten und einer Atmosphäre, wie es der autoritäre Opus Dei nicht besser hinbekommen hätte.
Liebe Leute, ein naturreligiöses Ritual sollte auf keinen Fall so laufen, dass ausgesuchte Priester mit den Göttern kommunizieren, das wäre ein Kult.
Ein richtiges Ritual muss alle einbeziehen. Wir stehen im Kreis, um zu zeigen, dass wir alle gleichberechtigt unser Leben und das Leben der Natur um uns herum feiern wollen.
Die Geister und Götter werden eingeladen, um mitzumachen, nicht um für uns zu tanzen oder wir für sie. Die Ritualleiter sind nur Sprecher und Souffleure.
Ein Ritual muss Spaß machen und darf gerne schon einmal experimentell sein. Angus hat zu Lughnasad sogar eine Art Theater aufgeführt. Die einzelnen Schauspieler, die archetypische Rollen aus dem Wizard von Oz übernommen haben, banden die Zuschauer in den Ablauf mit ein. DAS war ein Jim Beam.