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- Veröffentlicht: 05. Dezember 2011
Neulich an der Schule. Ich hole meinen unlängst eingeschulten Sohn von der Ganztagsbetreuung ab und kreuze den Weg einer berfreundeten Mutter einer Mitschülerin. Sie wechselt sich mit meiner Frau ab, die Kinder zum Turnen zu bringen. Obwohl ich es in unserer multikulturellen Gesellschaft für aufdringlich halte, die Menschen meiner Umgebung ständig nach Ethnien zu sortieren, muss man hier doch anmerken, dass es sich bei der Familie um eine mit türkischem Hintergrund handelt. Das heisst auch, dass die ihre eigenen Feiertage, Bräuche und Gewohnheiten haben.
Das Wort "integrieren" zu verwenden halte ich für Unsinn, weil es meiner Meinung nach keine deutsche Gesellschaft mehr gibt, in die etwas integriert wird. Unsere neuen Mitbürger, die wir schon deshalb äusserst höflich behandeln müssen, weil wir deutschen Ureinwohner ja nicht mehr ausreichend Kinder bekommen, um das absurde Renten- und Sozialsystem in Zukunft zu tragen, sind im Begriff unsere Gesellschaft zu ergänzen. Das ist etwas ganz anderes. Wir dürfen nicht gucken, ob die sich auch ja "anständig" deutsch benehmen, sondern müssen uns selber fragen, wie wir sie und ihre Sitten in unseren Alltag einbauen können, damit ein zukunftsfähiger deutscher Staat weiterleben kann.
Anekdote am Rande: Im Kindergarten haben wir mit so einem übereifrigen Gutmenschen aus Balsaholz Flugzeuge gebastelt, wo es darum ging, auf viel zu kleinen Stühlen sitzend, sich mit anderen Vätern um die Säge und den Leim zu streiten und die Kinder dazu zu bringen, gefälligst das hübscheste Stück Arbeit abzuliefern, damit die anderen vor Neid platzen. Laut Tutor sollte ein Symbol der Liebe zu unseren Kindern entstehen, wir Eltern quasi die Luft unter ihren Flügeln sein, etc. bla blubb, ich habe irgendwann nicht mehr zuhören können.
Die Hälfte der Anwesenden war muslimischen Glaubens. Nach dem Basteln wurden wir zum großen Hotdog-Essen gebeten, wo es zwei Sorten von Würsten gab, die in zwei Töpfen vor sich hinschwammen. Der verklärte Vortragende kündigte an, es gäbe "Bären"-Wurst für die einen und Geflügelwurst für diejenigen, die kein Schweinefleisch mögen. Ich denke, er wollte nur cool sein und so tun, als wäre das eine voll "wilde" Wurst, aber da ich nicht weiss, ob er nicht doch im Keller seiner Sekte heimlich Bären in Würste presst, nahmen wir die so genannte Geflügelwurst, wie viele Muslime natürlich auch. Als ich mich das zweite Mal anstellte, bekam ich mit, dass einer der orientalischen Väter nach der Verpackung fragte und erst nachdem er mehrmals darauf bestand, diese auch bekam. Er sah sie sich an, überflog die Inhaltsangabe und noch während der Emo-Tutor noch augenrollend "Das ist Ge-flü-gel-wurst!" greinte, bekam er die leere Blechdose bis auf 10 Zentimeter vor das Gesicht gehalten und las, immer bleicher werdend, laut die Zutaten: "Schweinefleisch, Schweinespeck, Geflügelfleisch, Wasser, Salz, Gewürze ... ach Du Schei..." Der Vater, dem gerade ein übles Sakrileg mitgespielt wurde, erklärte trotzdem in einer mir unverständlichen Engelsgeduld, dass in Deutschland in fast allen "Geflügel"-Würsten Schwein enthalten sein darf und gab seiner Tochter Brot mit Ketchup zu essen.
Wie unfassbar unbeholfen muss man als Sozialarbeiter eigentlich sein, damit man sich in ein derart riesengroßes Fettnäpfchen setzen kann?! Wie man sieht haben wir original-Deutsche noch viel zu lernen. (Tipp: in türkischen Süpermärkten einkaufen, bzw. beim koscheren jüdischen Schlachter und gegebenenfalls auf das Halal-Zeichen achten!)
Aber zurück zu der befreundeten Mutter, die ich in der Schule traf. Wie erwähnt, ist sie eben auch Muslima und ihre Tochter 7 Jahre alt. Sie sagte im Vorbeigehen nur den Satz: "Wir können heute leider nicht Turnen mitkommen, wir sind auf Verlobung." Und ich weiss nicht, ob es der frühen Uhrzeit geschuldet war, aber es ging neben mir so ein virtuelles Fenster aus, das mir, wie in Computerspielen, mehrere Möglichkeiten zur Antwort gab:
- "Ist sie dafür nicht ein wenig zu jung?"
- "Einen Cousin?"
- "Ist er viel älter?"
entschied mich dann geistesgegenwärtig, aber im letzten Moment, für:
"Och, das ist aber nett."
Fast wäre ich auch in die Falle getappt ...