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- Veröffentlicht: 19. Juli 2010
TOD: Hier hätte ich Dich nicht erwartet.
Ich: Die Show wollte ich mir nicht entgehen lassen.
TOD: Ist es nicht etwas pietätlos, eine Beerdigung "Show" zu nennen?
Ich: Pfff. Das ist der ganze Zirkus hier auch. Hier werden Menschen geehrt, die sich bereit erklärt haben, für Geld zu töten. Das nenne ich makaber.
TOD: Ich weiss aus zuverlässiger Quelle, dass diese Vier niemanden getötet haben und es auch nicht wollten.
Ich: Und als man ihnen ein Sturmgewehr in die Hand drückte und sie in ein fremdes Land flog, da konnten sie wirklich nicht ahnen, wofür? So naiv kann man doch gar nicht sein...
TOD: Es wurde ihnen erzählt, sie würden die Freiheit verteidigen.
Ich: Wenn wir unsere Freiheit davon abhängig machen würden, dass auch die letzte Räuberbande im entlegensten Winkel dieser Welt von uns gefunden werden muss, dann wird die Menschheit nie frei sein. Wer hat die Mär von den Freiheitskämpfern denn erfunden? Das waren ja wohl diejenigen, die vom Krieg profitieren, also nie und nimmer das Militär selber!
TOD: Mir ist das egal.
Ich: Während wir hier sprechen sind gerade nur in Nigeraia 3 Kinder an Malaria gestorben.
TOD: Ich weiß.
Ich: Und das nur, weil wir keine Lust haben, den Nigerianern genügend DDT zu verkaufen.
TOD: Ich weiß.
Ich: Wie viele Opfer gab es in der Zwischenzeit durch Terroristen aus Afghanistan?
TOD: Keine.
Ich: Ich weiß.
TOD: ...
Ich: Das ist so dumm! Wie können wir glauben, dass wir den blinden Hass von Teroristen bekämpfen können, indem wir auf sie, ihre Familien und ihr Land schießen?
TOD: Ein toter Terrorist hasst nicht mehr.
Ich: Aber seine Kinder. Und wie die uns hassen! Wenn ich es darauf anlegen würde, bräuchte ich eine Stunde, um eine bunte Kinderschar zu finden, die freudig um die Särge da vorne herumtanzen würden. Das sollte uns doch zu denken geben.
TOD: Krieg hat mit Denken nichts zu tun. Nur der Tod ist die Konsequenz soldatischen Handelns. Anderenfalls würden Ärzte, Techniker oder Polizei die Arbeit machen.
Ich: Weisst Du, was ich nicht verstehe?
TOD: Ja.
Ich (die Antwort ignorierend): Wieso heulen die Angehörigen der Soldaten eigentlich? Sie tun gerade so, als hätten sie nicht gewusst, dass ihre Verwandten in den Krieg ziehen, um dort auf Menschen zu schießen, die ihnen bis dato nichts getan haben. Erst freuen sie sich über das Geld, das sie dafür erhalten und nachher sind sie überrascht, dass die Opfer auch schon mal zurückschießen und - wie gemein - Fallen aufbauen und so ... Das ist entweder ziemlich dumm, oder gnadenlos geheuchelt.
TOD: Warum regst Du Dich so auf? Es sind doch nicht Deine Angehörigen. Sei froh.
Ich: Weil sie unser Land in einen Krieg ziehen, den wir nicht haben wollen. Wenn die da sich nicht hätten kaufen lassen, um auf Taliban zu schießen, die die USA vorher selber hochgerüstet haben, dann müsste Deutschland keine Angst vor Terroristen haben. Was haben wir jetzt? Jede Menge schlechte Presse. Ganze Völker, die uns hassen. Und als wäre das nicht genug, müssen wir uns auch noch mit traumatisierten Kriegsheimkehrern befassen, die für das normale Leben nicht mehr geeignet sind. Vor denen müssen wir wesentlich mehr Angst haben, als vor etwaigen Terroristen. Das sind tickende Zeitbomben.
TOD: Der Nutzen dieses Krieges ist ... überschaubar. Da hast Du recht.
Ich: Und dieses hohle Gewäsch der kriegstreibenden Politiker, die unsere Jungs und Mädchen hohnlächelnd und mit gnadenloser Gier in den Augen immer und immer wieder in Kriege treiben. Das macht mich wütend. Niemand wird wirklich Verantwortung übernehmen. Können sie ja auch gar nicht. Was waren das noch für Zeiten, in denen man politisches Umdenken noch mit einem gutgezielten Pfeil oder einem Tropfen Gift herbeiführen konnte.
TOD: Das war auch nicht besser, glaube mir. Revolution heisst deswegen Revolution, weil sie immer wiederkehrt.
Ich: Ach, ich weiss es doch auch nicht. Ich bin mir aber ganz sicher, dass man mit mehr Ehrlichkeit ganz viele unschuldige Opfer auf allen Seiten vermeiden könnte.
TOD: Das stimmt.
Ich: Da kommt mir eine Idee. Was wäre, wenn es einen neuen Brauch gäbe, dass jeder im Krieg gefallene Soldat einen zufälligen, verantwortlichen Politiker als Grabbeigabe erhält? Wie lange würde es dauern, bis ein Umdenken stattfindet?
TOD: Keine 24 Stunden.