Das Wort "Junghexe" alleine ist schon Unsinn. Es hat ja nichts mit dem Alter zu tun, sondern mit der Zeit, die sich ein Mensch mit der Hexerei beschäftigt hat.

"Fluffy Bunny" sagen die Engländer dazu, das erinnert aber zu sehr an Alice im Wunderland, finde ich. Mein provokanter Titel "frische Hexen" ist so natürlich auch nicht verwendbar, denn dabei assoziiert man doch gleich ein Kühlregal, oder?

Tjo... ist nicht leicht. Da Hexen nicht-hierarchisch geordnet sind, passt auch keine Berufsbezeichnung wie Akolyth, Priester oder Hohepriester. Nach langem Nachdenken gibt es meiner unmassgeblichen Meinung nach nur "Hexe" oder "keine Hexe". Auch echte oder falsche Hexe ist eine unzulässige Sortierung, weil es nichts drittes daneben gibt.

Leider gehen immer noch so manche davon aus, dass man in eine spezielle Schule gehen kann und dort lernt man dann die hohe Hexenkunst. Das ist ein Irrglaube, begründet auf zu viel schlechter Fantasy-Lektüre. Solche Leute verwenden gerne in (öffentlichen!) Veröffentlichungen Phrasen wie "geheime Rituale" und "verborgenes Wissen" und versprechen gleichzeitig, dieses irgendwann irgendwie jedem vermitteln zu können.
Ich muss, denke ich, noch nicht einmal einen Kommentar dazu abgeben, was davon zu halten ist.

In den letzten zwei Jahren habe ich geschätzt 100 Zuschriften erhalten. 80 von denen enthielten die Frage, wie man eine Hexe werden könne. 10 wie man einen Fluch loswerde und die restlichen 10 waren Beschimpfungen. Ich habe allen gleich geantwortet, aber niemand hat mir auch nur einmal zurückgeschrieben. Die Begründung dafür sehe ich in meinen Antworten.

[ist ja nicht wahr...echt?]
[Ja. Menschen, pff.]
[lass uns doch einmal kurz eine solche antwort sehen]
[Kein Problem:]

Liebe Elvira Ravenloft

danke für Deine netten Worte und die offene Art, mit der du mir schreibst. Ich verstehe Deinen Wunsch, mehr über Hexen und naturreligiöse Sichten zu erfahren und respektiere ihn. Ich verstehe, dass Du gerne selbst Hexe werden möchtest, deshalb hier eine kurze Anleitung, wie Du vorzugehen hast: 1. Beende Deine Ausbildung erfolgreich. 2. Ergreife einen Beruf. 3. Doch, es gibt genug Arbeit, wähle halt eine, die nur wenige machen wollen, wie z.B. Altenpfleger oder Viehwirt. 4. Lerne die Menschen und die Natur in Deiner Umgebung kennen, denn eine Hexe hat ein Revier, um das sie sich kümmert. 5. Mache dich nützlich, wenn nicht gar unentbehrlich und vielleicht sagt jemand in 20 Jahren, dass Du eine gute Hexe bist. 6. Folge dem Credo: Nur weil Du weisst, wie es funktioniert, hört es nicht auf, Magie zu sein. Was es mit dem Zaubern und Magick an sich auf sich hat? Nichts. Glaube niemandem, der etwas anderes behauptet.
Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße
Raphael

[dass das abtörnend ist, weisst du ja hoffentlich?]
[Naja, ein wenig schon, aber soll ich lügen?]
[warum erzählst du nichts von den zwischenwelten?]
[Das verstehen Hexen von sich aus. Oder man weiss besser nichts darüber.]
[hä?]

Die Bauernfänger verwenden viele billige Schlagworte, um Suchende zu ködern: Energie, Aura, Reiki, spirituelles *insertnamehere*, Tarot, Geisterbeschwörung, Engelskraft, Sigils etc. blabla. Ich weise die Leute gerne darauf hin, dass das erfunden wurde, um auf die eine oder andere Art Geld zu machen, mit Dingen, die nicht zu beweisen sind, ebenso wie Homöopathie nichts anderes ist.

Eine Hexe hat die Grundprinzipien begriffen: Achte auf Deinen Körper, achte auch auf alles andere und schade nach Möglichkeit niemandem. Wer seinen linken Arm fühlt und kennt braucht keine Anweisung, wie er sich zu entspannen hat. Wer bereit ist, sich auf andere Menschen einzulassen und deren Gefühle zu lesen, der kann Aura lesen. Eine Hexe ist so etwas wie ein Arzt: Man verlangt nicht: "Zeige mir, wie ich Arzt werde", sondern fragt "Kannst Du mir helfen?" und bekommt so gut wie immer eine Anleitung, wie man sich selbst helfen kann.

Zwischenwelten? Ich habe wieder lange überlegt, wie man die verschiedenen Welten, zwischen denen besonders Heckenhexen wandeln, erklären soll. Und ich denke, es sind Hilfsmittel, um nicht verrückt zu werden.
Der Mensch an sich ist von Natur aus bösartig. Er lebt in einer feindseligen Umwelt und ist dafür nur wenig gerüstet. Das Leben ist kurz und man kann viel falsch machen in der kurzen Spanne zwischen Leben und Tod. Jeden Tag bekämpfen wir unseren Drang, zu stehlen und zu morden.
Wir hatten vorher schon festgestellt, dass eine Hexe sich dadurch auszeichnet, dass sie aufmerksam ist und mehrfach hinsieht. Nicht öfters, sondern mehrfach, mit etwas, das ich den Hexenblick nennen würde. Wir sehen nicht einen Eindruck, der dann der berühmte erste ist, sondern schichten gleich in alle Teile, oder auch "Welten": Der Junge, der Erwachsene, der Alte, der Gute, der Böse, der Faule, der Bemühte, der Feigling, der Kämpfer, der Arbeiter, der Anweiser usw. Jeder einzelne muss anders behandelt werden und man muss wissen, wem davon man gerade gegenübersteht. Und so begeben wir uns in die jeweilige Welt. Da die Menschen aber oft wechseln, kann das schwer sein und weh tun. Mit dem Rest der beseelten Natur geht das ähnlich. Und genauso, wie man die Farbe rot nicht erklären kann, kann man auch das nicht lernen. Entweder man ist der Typ dafür oder eben nicht.

Das erklärt auch, wieso sich Hexen untereinander, wenn sie sich treffen, so schnell so wohl fühlen, denn für die Zeit dieses Treffens können sie endlich mal entspannen und sich in einer gemeinsamen Welt aufhalten, bzw. sie gemeinsam wechseln, zum Beispiel bei einem Ritual. Und deshalb lassen sich die Scharlatane auch so leicht entlarven.

Es ist eine sehr unpopuläre Meinung, weil sie so unbefriedigend ist, aber es ist wahr: Es gibt nun mal Menschen und zwar die Mehrheit, die sollen oder können oder wollen keine Hexe sein und das muss man sich trauen, offen auszusprechen. Auch das ist unsere Aufgabe.