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- Veröffentlicht: 21. Dezember 2019
Ich werde nicht müde, zu sagen, dass der Umgang der Menschen miteinander, besonders in Deutschland, arg gelitten hat. Und das, wie ich finde, völlig grundlos!
Wir sind doch nicht von einem Virus befallen worden, der uns zu hysterisch schreienden Wutbürgern gemacht hat, oder doch?
Im Strassenverkehr und natürlich auch im Internet merkt man es am besten, wie der Umgangston leidet. Und wie ich immer sage: jeder Mensch darf mal Fehler machen, darf austicken, aber muss nachher wissen, dass das jetzt nicht in Ordnung war.
Und das entsetzt mich ja so sehr, dass eben alle, die sich eben noch unberechtigt und total übertrieben wie das letzte Arschloch benommen haben, auch denken, dass das jetzt gut so war.
Sie denken, sie sind auch noch im Recht!
"Sie haben ein Kind überfahren!" - "Ja sicher, was steht es da auch so blöd rum!!"
"Ich finde Ihren Ton unangemessen!" - "Was provozierst Du mich auch, Du Arschloch!!"
"Die Einwanderer hier haben Ihnen doch gar nichts getan!" - "Ja, noch nicht!!"
"Warum brüllen Sie die Kinder so an?" - "Die sollen gefälligst anständig Fussball spielen! Kann doch nicht wahr sein!!"
Wem fällt hier nicht gleich noch ein Beispiel ein?
Was ist los mit unserem Land? Brauchen die Deutschen alle paar Jahrzehnte einen Krieg, damit wir die Wutbürger an irgendeiner Front entsorgen können?
...
[das war hart]
[Je länger ich über den letzten Satz nachdenke, desto besser gefällt er mir aber]
[bist du dann nicht auch einer von denen, aber halt nur nicht so laut?]
[... Ich hasse es, wenn Du recht hast ... Aber will ich nicht nur ein wenig Frieden?]
[das denken die ja auch zu wollen, nur in laut und wer hat denn jetzt recht?]
[Na ich natürlich]
[...]
Besonders jetzt zur Jahreswende, den aufziehenden Raunächten, wo man über alles ein wenig mehr nachdenkt, fällt es mir eben auf.
Das ist meine erste Wintersonnenwende in Irland, draussen ist alles in dichtem Nebel versunken, es ist nur ein wenig kalt, aber stürmisch. Wenn jetzt noch Schnee fiele, wäre alles sehr weihnachtlich.
Nein, halt. Die Iren haben einen un-fass-bar schlimmen Geschmack, was Weihnachtsdekoration betrifft. Was die auffahren, ist fast schon Satire. Da werden Hausfassaden mit bewegten Lichtern bestrahlt, aus den Fenstern grinsen Leuchtbuchstaben und die meist verfallenen und tristen grauen Wände und Vorgärten vollgeschnickschnackt. Ich kann das gar nicht beschreiben, so hilflos wirkt das.
Ist dann aber auch wieder fast schon niedlich.
Ja, und was ich eigentlich schreiben wollte: da fuhr ich letztens in einem der (natürlich viel zu späten, die Iren machen schon gar keinen Fahrplan irgendwo ran, weil der eh nie stimmt) Busse hier bergauf zu meiner Wohnung. Mir gegenüber sass ein schrecklich stinkender und offenbar total verwahrloster Penner, der mit glasigen Augen aus dem Fenster schaute. An der nächsten Haltestelle stieg eine elegant gekleidete Dame ein, in feinem Kostüm und frischen Shoppingbags. Die setzte sich neben die soziale Randfigur, er lächelte sie an und die beiden begannen sofort ein freundliches Gespräch!
Ich dachte, ich sehe nicht richtig! Die hatten sich noch nie im Leben gesehen, benahmen sich aber kein Stück so, als kämen sie aus anderen Welten. Sie sprachen über Wetter, den Verkehr und sie erzählte von ihrer Familie. Ein paar Stationen später stand er auf, verabschiedete sich freundlich und torkelte zum Busausgang. Er sprach mit dem Busfahrer, der hielt an, liess den Mann raus, grüsste ihn nett, der Fahrer (!) bedankte sich bei dem Penner, dass er mitgefahren war und die Türen schlossen sich.
Und hinterliessen einen staunenden Deutschen, der nicht glauben konnte, was er da gerade gesehen hatte.
Stellt euch die selbe Szene mal in Düsseldorf vor ...
Respekt und Anstand. Ich vermisse euch. Ihr wart einst ein wichtiger Bestandteil im Miteinander der Menschen.
Denkt darüber nach. Aber erst mal feiert eine gesegnete Sonnenwende.