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- Veröffentlicht: 15. Dezember 2009
Wenn man durch England reist, hat man das Gefühl, alles gehöre der Königin.
Es beginnt mit der Fähre (Her Majesty’s Ship, also HMS, steht überall) dann hofft man, möglichst ohne vollkommen verdachtsunabhängige Kontrolle durch „Her Majesty’s Customs“ zu kommen. Vorbei an ihrer persönlichen Polizei (Genau: HMP), besäuft sich mit dem von ihr persönlich empfohlenen Bier und versucht, die von ihr eingeweihten und gesegneten Straßen nicht allzu sehr durch deutschen Marschtritt zu entweihen.
Den Leuten gefällt das. Die Königin ist im Grunde unantastbar. Selbst die aufständigsten Monarchiegegner würden über ein: „Unpleasant things may happen to the oppressor, when convenient“ nicht hinaus gehen. Sie ist schon eine Mutter der Nation geworden und wie man weiß, lieben selbst Kinder, die ihre Eltern hassen, ihre Mütter, verteidigen sie gegen jede Vernunft und reden nur gut über sie. Und auch ich kann mich dem nicht entziehen. Ich weiß zwar nicht, wofür man eine Königin braucht, aber sie macht es scheinbar gut. Sie ist über jeden Verdacht erhaben, niemand hinterfragt sie und wenn sie nicht so präsent wäre, müsste man an sie glauben. Sie hat damit den gleichen Status wie unsere Göttin.
Wenn die beiden sich treffen würden (sagen wir einmal: zum Tee), hätten sie sich auch wenig Aufregendes zu erzählen, glaube ich.Her Majesty: „How are you, my dear?“
DIE Göttin: „Quite fine, thank you. And yourself?”
HM: „I cannot complain. The weather is lovely, isn’t it?”
DG: „You’re welcome.”
Sie nippen am Tee.
HM: „Was machen die Gläubigen?”
DG: „Ach, die sind ganz reizend. Manchmal streiten sie sich, aber im Grunde ihres Herzen meinen sie es gut.“
HM: „Ich weiß genau, wovon Du sprichst.”
DG: „Irgendwelche Paparazzi in letzter Zeit?“
HM: „Lass uns bloß nicht darüber reden. Ich verstehe nicht, wieso die Leute Geld dafür zahlen, reißerische und gefälschte Fotos von meiner Familie zu sehen.“
DG: „Vielleicht zeigen sie so ihre Zuneigung. Sie geben damit zu verstehen, dass sie an Dir interessiert sind.“
HM: „Über Dich wird ja auch so einiges geschrieben, habe ich gehört?”
DG: „Es vergeht kein Tag, ohne dass nicht einer meiner Menschen glaubt, mich interpretieren, analysieren oder abbilden zu müssen. Diese unzähligen dilettantischen Zeichnungen auf Grundschulniveau und erst diese Blogs …“
HM: „Was sind Blogs?“
DG: „Immer, wenn ein Mensch in meinem Namen auch nur einen Keks bäckt, glaubt er, anderen davon erzählen zu müssen. Und verbreitet das im Internet.“
HM: „Was für eine Verschwendung von Zeit.“
DG: „Du sagst es, meine Liebe.“
Tee. Plätzchen.
HM: „Warum machen Deine Gläubigen nichts Vernünftiges?“
DG: „Warum organisieren Deine Politiker nicht mal faire Wahlen, bei denen die tatsächliche Mehrheit entscheidet, oder sorgen für ein zeitgemäßes Rechtswesen?“
Sie sehen sich an und sagen dann gleichzeitig: „Menschen sind eben so.“
Dann lachen sie kurz und damenhaft, merken an wie wunderbar das Gespräch war und versprechen sich, das irgendwann zu wiederholen.
Vielleicht läuft das ja wirklich so. Kennt jemand alle Zimmer im Buckingham Palace?