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- Veröffentlicht: 13. Februar 2014
Ein Ehepaar stirbt bei einem Autounfall und steht vor dem Himmelstor. Als Petrus öffnet, fragen sie: "Können wir auch im Himmel noch verheiratet bleiben?"
Petrus sagt, er würde sich erkundigen.
Sechs Monate später kommt er wieder und meint, dass dies wohl möglich wäre.
Das Paar erwidert: "Jetzt haben wir so lange gewartet ... wäre es auch möglich, sich im Himmel scheiden zu lassen?"
Petrus: "Ich habe SECHS Monate gebraucht, um hier im Himmel einen Priester zu finden, wie lange, denkt ihr, benötige ich, um einen Anwalt aufzutreiben?!"
Bedauerlicherweise ist man in Rechtsdingen auf Anwälte angewiesen. Ich habe dereinst mein Rechtsstudium auf halbem Weg verlassen, weil ich irgendwann es nicht mehr ertragen konnte, dass Recht zu bekommen in unserem Staat Verhandlungssache ist.
Es stellte sich für mich heraus, dass es kein richtig und falsch gibt, sondern nur ein Ergebnis diverser Auslegungen und Meinungen. Lange habe ich gebraucht, um das zu glauben.
Es hätte mich schon stutzig machen müssen, dass der erste Satz der ersten Vorlesung lautete: "Meine Damen und Herren, bitte merken Sie sich, dass in Rechtsdingen die häufigste Antwort sein wird: Es kommt drauf an." Eine Zeitlang dachte ich mir noch: Ich mache das ganz anders, aaaber ... nö.
Wir kaufen als Eheleute gerade ein Haus und sind gezwungenermassen in ständigem Kontakt mit einem Notar, der pro Minute mehr Geld verlangen (darf!) für einfaches Vorlesen fehlerhaft zusammengestückelter Vertragsentwürfe, als wir zusammen in einer Stunde bekommen.
Das alleine ist schon ärgerlich, aber neulich habe ich ihm eine E-Mail geschrieben mit der einfachen Nachfrage, ob er schon vom bisherigen Eigentümer alle Unterlagen zusammenhat. Es dauerte 24 Stunden bis ich eine Antwort bekam, die lautete: "Nein."
Ich drückte auf Antwort und fragte nach, ob er wenigstens einen Teil und wenn ja: welche? er erhalten hat, damit ich beim Verkäufer noch einmal nachhaken könne.
Eine Stunde später rief er mich persönlich an.
Notar: "Liiieber Herr Toteles, wir werden uns schon bei ihnen melden, wenn es etwas Neues gibt. Sie brauchen nicht per Mail nachfragen."
Ich: "Aber ..."
Notar: "Wissen Sie denn nicht, wie das bei uns läuft? Jede E-Mail wird ausgedruckt und geht in den Aktenlauf, bis sie auf meinem Schreibtisch landet. Das hält unseren ganzen Betrieb auf."
Ich: "Aber das können doch auch Ihre Vorzimmerdamen beantworten, die haben mir bei Anruf immer weitergeholfen."
Notar: "Wissen Sie, E-Mails sind etwas für private Geschäfte. Bei uns machen Sie das bitte telefonisch."
Ich: "Jetzt hören Sie mal gut zu, sie aufgeblasener Pimpf: Wie Sie Ihr Büro organisieren, ist mir scheissegal. Ein Telefonat bedeutet für mich: Warteschleife - erster Telefonfrau Sachverhalt erklären - Warteschleife - zweiter Telefonfrau Sachverhalt erklären - Warteschleife - Antwort entgegennehmen und erklären, wieso sie meine erste Frage nur zur Hälfte verstanden hat - auf Rückruf warten. Eine E-Mail hingegen kann ich kurz formulieren, absenden und ihr Büro kann mir bei Gelegenheit antworten. ICH bezahle euch dafür. Und SIE tun was nötig ist, um möglichst unkompliziert diese hochdotierte Dienstleistung zu erbringen!"
Notar: "Selbstverständlich. Danke für den Hinweis."
Ratet mal, ab welcher Stelle ich den Dialog tagtraummäßig abgewandelt habe ...
(Am Rande bemerkt: Das war auch der gleiche Clown, der bei Unterzeichnung des Vertrages mit einem Spruch auf meine Frage nach den Notarkosten kam: "Advocatus non calculat", obwohl er GENAU weiss, dass es heisst: "Judex non calculat". Auf deutsch: Der Richter rechnet nicht. Der Advokat hingegen (und das wusste er sehr gut) rechnet hingegen immer. Grrrr.)