Ich finde es spannend, wenn religiöse Randgruppen ihre "Angelegenheiten" intern regeln. Es gibt wohl auch nichts, was so interessante Schlagzeilen macht, wie eine ausser Rand und Band geratene Sekte. Das BILDungsbürgertum ist gleich alarmiert: Denn da wird bestimmt geschubst, gemobbt, gepeitscht, gesteinigt und vor allem: geschwiegen. Wenn da mal nicht für jeden Geschmack etwas dabei ist!

Das Besondere daran ist nämlich, dass es unwirklich erscheint, es ist ja nur eine sehr weit weg und abgedreht seiende kleine Gruppe, die man selber noch nie gesehen hat und mutet so bekannt an, wie klingonische Paarungsriten oder so ...

Dass es auch uns Hexen fasziniert, liegt an zwei Dingen: zum ersten lieben wir Tratsch, besonders über Menschen, gegenüber denen wir uns überlegen fühlen können (auf bescheidene "Ich will mich ja nicht einmischen, aber ..." -Art) und zum anderen lieben wir das große Drama. Deswegen werden die in Hexenforen üblichen rechthaberischen Querelchen auch gleich als "Witch Wars", als "Hexenkriege", bezeichnet. Finde ich übertrieben. Weil es noch nie eine friedliche Lösung oder einen Waffenstillstand gegeben hat, weil keine Hexe zu Lebzeiten jemals einer anderen recht geben würde, je älter sie ist, desto schon gar nicht mehr.

Das Beruhigende an unseren Streiten ist aber, dass sie eigentlich immer absurd sind, weil wir kein Dogma haben, das man heranziehen kann, um eine (natürlich nicht belegbare) Glaubensfrage zu behaupten. Wenn wir beispielsweise über das Gedächtnis von Wasser reden, ist das so zielführend wie über die fehlenden Klos auf der Enterprise zu faseln.
Von uns kann keiner glaubhaft darauf pochen, recht zu haben, eben weil unsere Göttin zu faul oder unbedacht war, einen untoten Sohn, steinerne Gesetzesplatten, goldene Bücher oder ausserirdische prophetische Überlieferungen1) zur Verfügung zu stellen. Das wiederum finde ich irgendwie gut.

Aber zurück zu den Konflikten der anderen Randgruppen: Auf das Thema gekommen bin ich, weil ich etwas gelesen habe, das zwar zuerst recht lustig klingt, aber gefährlich ist, weil wieder einmal jemand behauptet, nur er könne recht haben: Die Mormonen, unser zweitliebster süddeutscher Export in die USA (hinter BMWs), schneiden sich gegenseitig die Bärte ab. Huiuiui.
Und ich kann mich nicht daran hindern, dabei an Wrestler zu denken, die so tun, als wären sie superduper-böse und das sensationsgeile Publikum jubelt bei jedem Move, weil es weiss, dass das nur Show ist. Solange es eben nur eine Show bleibt. Das kann aber entgleiten. Hüben wie drüben.

 

1) Um es mit Southpark zu sagen: "They actually believe that!"