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- Veröffentlicht: 11. Mai 2009
Ach, was muss man oft von bösen
Tagen hören oder lesen,
wie zB hier von diesem,
welcher Muttertag gewesen.
Meine Frau und ich nehmen uns die Freiheit heraus, nicht alles zu befolgen, was uns eingeredet wird. Gerade bei eingetragenen Feiertagen, die die gesamte Menschheit unter Druck setzen, sind wir liberal.
Im Fernsehen wird oft klamaukhaft inszeniert, dass ein Pärchen sich gegenseitig verspricht, zum Tag XY dieses mal nichts zu schenken, das wird dann – haha – von mindestens einem nicht eingehalten, weil er oder sie unter der psychischen Last einknickt und alle laufen am Ende doch mit der teuren neuen Handtasche und der ersehnten Bohrmaschine rum und beschließen, weil der Tag gerade noch einmal gerettet ist, ausnahmsweise mal miteinander zu schlafen. Grrrr.
Für uns aber gibt es offiziell nur die acht Hochfeste und manche Mondfeste. Das sind die Tage, an denen wir innehalten und etwas Besonderes unternehmen. Das beinhaltet, den Altar neu zu dekorieren, etwas Schönes kochen, vielleicht ein klein wenig feiern, Geschichten erzählen, spazieren gehen. Das machen wir zusammen.Individuelle Feiern sind darüber hinaus nur noch die Geburtstage. Wir denken, dass jeder einmal im Jahr einen eigenen Tag haben sollte, besonders die Kinder sind von der Richtigkeit dessen überzeugt. Das ist dann komplett unreligiös und materialistisch ausgerichtet. Für mich ist das der Tag, wo meine Frau mich 24 Stunden nicht anschreien darf und da hält sie sich auch dran. Gutes Mädchen.
Zusätzliche Feiertage gibt es für uns nicht. Von Ostermontag, über Valentinstag, Pfingsten, Mutter-Vater-Kindtagen, Kinomontag und selbst der klingonische Tag der Ehre gehen an uns vorbei mit allenfalls mal lecker frei haben.
Ich hinterfrage obendrein häufig den Zweck eines Festes im historischen Kontext und überlege, ob es noch zeitgemäß ist. Einfach etwas tun, „weil es schon immer so gemacht wurde“, das liegt mir nicht.
Der Sonntag als freier Tag war eine tolle Sache, als die Mägde und Knechte nur dann einen halben Tag ausruhen konnten, wenn sie in eine Kirche zum Götzendienst gingen, ansonsten hätte der Bauer das nie erlaubt. Da hatten die Katholen den arbeitenden Menschen einen Riesendienst erwiesen. Währenddessen gab es im Tempel bunte Bilder, duftende Rauchschwaden und einen sozialen Marktplatz. Die haben sich gefühlt, wie heute ein Stoner im Coffeeshop, der währenddessen bei Facebook surft. Die anderen Religionen konnten nicht so viel bieten.
Der Sonntag wandelte sich seitdem in seiner Bedeutung. Mit Sonntag verbinden wir heutzutage doch nur das unangenehme Gefühl, bis zur Tankstelle gehen zu müssen, um Bier kaufen zu können.
Muttertag war in Zeiten sinnvoll, als Väter sich noch nicht um die Kinder kümmerten. Auch in unserem Bekanntenkreis gibt es noch ältere Väter, die „Aufgabenbereich“ als Vokabel verwenden, im Sinne von: „Ich habe heute gearbeitet und Geld verdient, das Kind, das gerade den Grillspieß aus der Spüle fischt und damit zur Steckdose krabbelt, ist Dein Aufgabenbereich“.
Für solche leidgeplagten Mütter gab es einen Tag, an denen sie sich nicht um die Kinder kümmern mussten. Es ist aber kein Tag, an dem man auf dem Friedhof ein Blümchen hinlegt oder Vati der Mutti Pralinen schenkt. Die Mutter hat einfach mal frei. So.
Da wir in unserer kleinen Familie uns ohnehin gemeinsam und abwechselnd um die Kinder kümmern, ist das kein Problem. Es fiel kaum auf, dass offiziell Muttertag war. Und dennoch … irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass mein geschätzter Hauspentakelbesen etwas mehr erwartet hat, als nur Entlastung. Blumen oder Pralinen, ein Tag Kururlaub oder eine Küchenmschine? Seufz, selbst nach Jahren des Verheiratet-Seins weiß ich kein bisschen mehr als vorher. Ich schicke sie nächstes Jahr vielleicht mal in den Christentempel, dort kann sie sich zudröhnen und erleuchten.