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- Veröffentlicht: 27. Oktober 2018
Mein Sohn ist jetzt ein Teenager und benutzt jede Gelegenheit, um uns zu zeigen, dass das für uns Konsequenzen hat. Und ich meine "uns" im Sinne von: Eltern.
Den Herrn Monsieur selbst betrifft das nur am Rande. Immer wenn wir etwas sagen, was zu tun sei oder freundlich gemeinte Ratschläge erteilen, dann grinst er nur und sagt "Nein".
Er dürfe sich quer stellen und einfach nur Spaß haben, weil es sein Leben sei und überhaupt ist er ja Teenager.
Diese aufgeklärte Jugend geht mir gehörig auf den Sack.
Auf Drängen meiner Frau hat er jetzt auch ein altes Iphone geschenkt bekommen, weil sie naiverweise dachte, der brave Junge, der doch gerade erst dem Bauch entschlüpft sei, würde es zum Lernen und Recherchieren benutzen. Da es meine Ehefrau ist, kann ich sie ja nicht auslachen, aber den Kopf geschüttelt habe ich schon.
Unmerklich zwar, aber doch.
Der Herr Monsieur hängt jetzt natürlich die ganze Zeit mit krummem Rücken vor dem Scheißteil und sieht anderen Leuten zu, wie sie leben, Computer spielen und anderen Mist machen, wie zB furchtbar unwitzige Lieder singen oder - noch schlimmer - unboxen.
In diesem Kontext hat unsere Religion natürlich keinen Platz. Wir als Familie haben mit den Jahren leider ohnehin immer weniger in der Richtung gemacht.
Wir arbeiten 12 Stunden pro Tag, inklusive Wochenende, und damit meine ich auch die Kinder mit ihren AGs, Musik, Sport usw. Und wenn man da endlich zur Ruhe kommt, und wie ein platter Plumpssack auf dem Sofa hängt, will man jetzt nicht auch noch mit Moral, Göttin und Religion um die Ecke kommen. Zu allen Heiden- und Hexentreffen haben wir keinen Bezug mehr, weil keine Zeit und kein Geld und alles zu weit weg.
Auch deshalb sind die Kinder der "Szene" irgendwie entwachsen. Und zwingen wollen wir sie natürlich auch nicht.
Trotzdem geben wir nicht ganz auf. Wir schmücken für jedes der acht Hochfeste den Altar und die Wohnung dem Anlass entsprechend, kochen etwas passendes und reden am Tisch über den Sinn des jeweiligen Festes. Wir denken zurück, wie das vor einem Jahr war. Aber mit der Zeit wurde es immer mehr ein Dialog zwischen mir und meiner Frau. Das ist sehr schade.
Als wir beim letzten Mal die Kinder fragten, ob sie denn gar nicht mehr mitmachen wollen, sagte mein Sohn, er sei Atheist und kann mit dem "Zeugs" nichts anfangen. Wir erklärten ihm, dass wir auch Atheisten sind und ebenfalls an keinen unsichtbaren Mann, Männer, Frauen oder Spaghettimonster glauben.
Wir verehren die Natur, die Erde, unser Leben und möchten es bewusst (er)leben.
Und würden uns freuen, wenn unsere Kinder das auch wertschätzten.
"Aber ihr redet doch immer von Göttin und so, was ist denn damit?" - "Das ist ein Bild, keine anthropomorphe Erscheinung. Es steht für etwas, das wir wertschätzen, das uns behütet und ernährt. Wie eine gute Mutter."
Ich überlege und rede weiter, obwohl die Bande eh nicht mehr zuhört. "Es ist nichts, das wir fürchten müssen oder das uns in Menschengestalt auf Erden begegnet. Das versuchen wir ja, euch zu erklären."
"Könn' wir endlich aufstehen?"
"Mich interesssiert das nicht, ich bin Teenager."
Grrrrrr