"Zu welcher Betreuung gehören Sie?"

Hier stand ich also. Mein Sohn an der Hand, wurde ich von einer freundlich lächelnden Blondine mit Perlweisszähnen und praktischen Erzieherklamotten gefragt, wo wir denn hingehören würden.

Dies war der Moment, uns festzulegen. Links oder rechts. Oben oder unten. Bei "denen" oder den "anderen". Unser Weg würde ab jetzt vorbestimmt sein.

Gemeinsam sagten wir unseren auswendig gelernten Spruch auf: "Katholisch."
und gingen nach rechts.

Die ganze ungläubige Horde ging nach links. In Gedanken schleuderte ich ihnen noch ein "Ihr kommt alle in die Hölle!" nach und überließ meinen Sohn seinem Schicksal in der christlich-katholischen Grundschule.

[kommt da noch was?]
[Wieso?]
[haha]
[Na gut. Erwischt.]

Aus einem mir nicht nachvollziehbaren Grund ist das Schulgelände geteilt in zwei gegenüberliegende Flachbauten. Im einen befindet sich die städtische Schule, im anderen die katholische. Wir hatten uns natürlich für den konfessionslosen Bildungsweg angemeldet, aber da die Stadt die Mittel in diesem Jahr schon wieder gestrichen hat und es keine Nachmittagsbetreuung mehr gibt, mussten wir auf die andere Schule wechseln, um weiter erwerbstätig bleiben zu können, denn die Christen bieten wenigstens eine entgeltliche Betreuung an.

Eigentlich sollte es unseren Politikern doch klar sein, dass Geld nur durch Arbeit reinkommt und Arbeit Zeit braucht. Wenn man es jetzt dem arbeitenden Volk unmöglich macht, Zeit für Arbeit zu haben, weil man sich um die Kinder kümmern muss, dann ist doch logisch, dass man sich für Arbeit oder Kinder entscheiden muss. Warum diese Polit-Clowns sich dann öffentlich wundern, dass es weniger Kinder gibt, kann doch nur eine Farce operettenhaften Ausmaßes sein oder sie sind wirklich so dumm, wie sie sich geben.

Unser Sohn ist nicht getauft, genauso wie die muslimischen Mitschüler in seiner Klasse. Trotzdem darf er mitmachen, das ist doch recht nett. Der Haken ist, dass wir jetzt aktiv sein müssen, was sein Engagement in dem Kindergottesdienst (gruseliges Wort, ich denke immer an kindliche Götter) betrifft und er auch den Religionsunterricht besuchen muss. Da bin ich ja mal gespannt. Ein wenig komme ich mir schon vor wie Günter Wallraff, der Schulen testen möchte, verkleidet und undercover, aber so aufwühlend werden die Ergebnisse der Recherche bestimmt nicht werden. Wir haben unseren Sohn nur um zwei Dinge gebeten: Nicht zu behaupten, er sei etwas besseres und sich nicht erzählen zu lassen, er sei etwas schlechteres.

Es gibt außer der Schöpfungs-Geschichte und der Arche Noah in den ersten Jahren des Religionsunterrichtes ohnehin nichts, das man kritisieren oder erklären muss, von daher ist es wahrscheinlich sinnvoll, dass er mit Geschichten aufwächst, die immer noch vom größten Teil der Deutschen erzählt und geglaubt werden. Das bekommen wir noch hin, diese Gratwanderung.

Als wir zum Eröffnungsgottesdienst nach vorne zum Altar gehen mussten, damit der alte dicke Mann (Klischeeee ... aber wahr) seinen Segen persönlich geben konnte, hat mein Sohn seinen Thorshammer umklammert und geflüstert, dass der ihn vor dem Christen-Fluch schützen wird. Und ... es scheint funktioniert zu haben.