- Details
- Veröffentlicht: 26. Februar 2011
Es herrscht zur Zeit heillose Verwirrung, was eine "echte" Hexe auszeichnet. Leider gehen nach wie vor die meisten Menschen davon aus, dass das etwas mit Magie und Geheimnissen zu tun hat, die man lernen kann.
Das ist falsch. Man wird als Hexe mit deren Talenten geboren. Und es ist nicht einfach, damit umzugehen. Das soll nicht heissen, dass man aufhören sollte zu lernen, wie eine Hexe sich zu benehmen hat, aber es ist mehr dran und weniger romantisch, als man denkt.
Beispiel: Hexen unterwerfen sich niemandem. Sie stehen auf Augenhöhe mit den Mächtigsten und Einflussreichsten. Sich einem König, Politiker, Rockstar oder Priester zu beugen, ist nicht Teil der Job-Description. Als meine kleine Familie einmal bei einem großen Festival (für Insider: Hexentanz im Saarland mit In Extremo, Tanzwut, etc.) waren und in der großen Menge von wüst aussehenden Individualisten standen, da forderte die Band das versammelte Publikum auf, vor dem (gar nicht mal so schlechten) Flötisten niederzuknien, um ihm zu huldigen.
Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass das die Leute um mich herum sogar taten. Belustigt drehte ich mich herum und sah, dass alle dieser Aufforderung gefolgt waren, ausser meine Frau und ich. Für Sekunden thronten wir inmitten dem knienden Volk und konnten uns ein Grinsen nicht verkneifen. Bald war der Spuk vorbei, aber dieser Moment war wie eine Erleuchtung, für uns zumindest.
Es ist einfach entgegen unsere Natur.
Hexen unterwerfen sich nichts anderem ausser ihrer Pflicht. Und weil das die Menschen wissen, respektieren sie uns. Weil wir bekannte Standards einhalten und nicht verbiegbar sind, vertrauen sie uns. Dazu gehört: Wir sind ehrlich, wir denken niemals an unseren eigenen Profit, wir erledigen die Aufgabe, vor der wir stehen, weil es unsere Aufgabe ist und weil wir die Verantwortung ernst nehmen.
Tja und das ist der Grund, warum wir so verärgert sind über die Kommerzialisierung der sogenannten Hexenkunst. Jede Pseudo-Hexe, die Kurse anbietet (noch dazu über das Internet: das ist so widerlich...), Kinkerlitzchen verkauft und sogar so etwas wie Diplome ausstellt, zieht die wahre Lehre und das Erbe der Hexen in den Schmutz. Irgendwann denken die Menschen, dass Hexen so sein müssen und das schadet dann den anderen, die es wirklich ehrlich meinen, weil wir in den selben Topf geworfen werden mit Tantra-Massage und Engelsessenzen.
Wenn die Leute lesen, dass eine alte Frau das gesamte gesparte Geld durchgebracht hat, weil sie bei Astro-TV-Sendern angerufen hat und süchtig nach der Engelskraft war, die ihr von dort gesendet wurde, dann wird mir schummrig, weil ich davon ausgehe, dass die Leser denken, das hätte etwas mit meinem Weg zu tun. Ebenso wenn plötzlich professionell aufgemachte Websites versprechen, "moderne Hexen von heute" mittels Fernstudium ausbilden zu können. Das mögen sogar nette Menschen sein, die es gut meinen, aber der Schaden für unser Ansehen ist enorm.
Ich denke, ich sollte wieder einmal Frau Weatherwax bemühen, die da sagte: Eine Hexe ist alle Hexen. Jede einzelne darf den anderen keine Schande machen.
So weit die Theorie ...