Jeder von uns kennt den harten Kampf, den man durchmachen muss, wenn man versucht, den Telefonanbieter zu wechseln. Der Chefeinkäufer unserer Firma hat den Fehler gemacht, sich von einem gewieften Verkäufer eines nicht weiter namentlich zu nennenden Netzanbieters, genau dazu überreden zu lassen.
Meine Bedingung, um zuzustimmen war, dass wir nichts ändern müssen an der momentanen Konstellation unseres Netzwerks. „…Selbstredend nicht, das ist kein Problem, wir schalten nur die Leitungen um…“ war die Stellungnahme dazu. Ich sagte: „Gut.“

Das Ganze endete ein halbes Jahr später gestern um 12.15 endlich zu meiner Zufriedenheit. Einen Tag vorher hatte ich dieses Telefonat, das, glaube ich, die Meisterprüfung meiner Kaufmannslaufbahn darstellt:

„Guten Morgen, mein Name ist Calli-Agenti, was kann ich für sie tun?“
„Hallo, [Begrüßungsformel]. Ich beziehe mich auf die Ticketnummer 123456. Wir haben immer noch kein Internet.“
„War denn der Techniker bei ihnen?“
„Ja, nachdem wir das vor drei Tagen beantragt haben, hat der heute tatsächlich den DSL-Telefonanschluss erfolgreich nach oben in den Serverraum verlegt. Und den Router angeschlossen.“
„Dann müsste es ja funktionieren.“
„Tut es nicht.“
„Hmm, das ist seltsam, wieso funktioniert das denn nicht…“
„Weil der Router noch nicht konfiguriert wurde, ist doch klar. Sonst weiß der Proxy doch nicht, mit wem er kommunizieren soll.“
„Wurde der Router nicht vor Ort konfiguriert?“
„Ihr Techniker meint, das kann er nicht, das kann nur derjenige, der den Router hier aufgebaut hat. Dafür müsste Ihre Firma nur noch schriftlich Ihren Subunternehmer beauftragen. Der würde das dann im Handumdrehen erledigen.“
„Oh, ich fürchte, das können wir nicht machen.“
„Wieso denn nicht?“
„Das ist in Ihrem Vertrag so nicht vorgesehen.“
„Was war denn vorgesehen?“
„Hier steht: Alle Anschlüsse im Technikraum im Erdgeschoß.“
„Von wem haben Sie denn die Information?“
„Von Ihnen.“
„Das kann nicht sein, denn wir nennen das nicht Technikraum, sondern Vorzimmer, weil das nämlich ein Vorzimmer ist und kein Technikraum. Das haben Sie nicht von mir.“
„Haben Sie dem Techniker nicht die Telefonanschlüsse gezeigt?“
„Ich habe seine Frage hierzu mit: ‚Vielleicht in dem Schaltschrank?‘ beantwortet. Weil ich nämlich kein Telefontechniker bin, müssen Sie wissen. Ich dachte, dafür hätten wir sie beauftragt.“
„Wenn Sie uns falsche Informationen geben …“
„Das kann doch nicht wahr sein! Hätte ich einen freien Telekommunikationstechniker anheuern sollen, der Ihren Experten beratend zur Seite gestanden wäre? Einen Router aufzustellen, der  einen Anschluss der Konkurrenz ersetzen soll, ohne sich zu wundern, wo denn der alte Router überhaupt ist, und dann auch noch meine Hinweise, dass die Server für das Internet aber einen Stock höher stehen, das ist schon die hohe Kunst! Als ich vor drei Tagen merkte, dass das Internet nicht funktioniert, hatte ich in Ihrem Haus angerufen und wurde gebeten, das Netzwerkkabel lediglich aus dem alten Router rauszuziehen und in den neuen rein zu tun, das wäre ganz easypeacy. Wissen Sie was ich dann gesagt habe?“
„Nein.“
„DASS DAS NICHT GEHT!“
„Dann ist das ein Problem Ihrer hausinternen Verkabelung?“
„Unser hauseigener Elektriker sagte, dass das Telefonsignal umgestellt werden musste und zwar von der von Ihnen eingerichteten TAE im Erdgeschoß auf die richtige im Serverraum, wo der alte Router nämlich steht. Und das kann der Elektriker nicht, deswegen habe ich Sie ja angerufen. Und das hat ihr Mann heute nur 10 Minuten Arbeit gekostet. Der Teil ist dann also endlich erledigt worden.“
„Das ist dann aber weiter kostenpflichtig für Sie.“
„Wieso?“
„Das war vertraglich so nicht vorgesehen.“
„Ach, dann war es also kein Vertragsbestandteil, dass ein System von Ihnen nach Übergabe auch funktionieren können muss? Es ist Ihrer Meinung nach vertragskonform, etwas aufzubauen, das gar nicht funktionieren kann?! Haben Sie nicht irgendwie so etwas wie beruflichen Stolz?“
„Wenn Sie uns doch falsch informiert haben?“
„Das habe ich nicht! Es waren von Ihrer Firma, zu fünf verschiedenen Terminen, über ein halbes Jahr verteilt, fünf verschiedene Techniker, von fünf verschiedenen Subunternehmern da, die nie gefragt haben, nie miteinander gesprochen haben, sondern immer nur einen Bestandteil installiert, umgestöpselt und/oder verkabelt haben und dann abgehauen sind. Und jedem einzelnen von ihnen hatte ich gesagt, dass ich zwar nichts von Telekommunikationsverkabelung verstehe, aber ich mich frage, wie der Server mit dem Router verbunden werden soll. Und die meinten alle, das sei nicht wichtig.“
„Dazu habe ich hier aber keine Notiz.“
„…“
„Haben Sie noch Fragen?“
„Warum hassen Sie mich? Was habe ich Ihnen getan?“
„Nichts, wieso?“
„Mir ist doch ganz egal, was sie wie tun müssen, aber wir brauchen dringend Internet! Die Zollerklärungen und alle Versendungsmeldungen können nur über’s Netz gemacht werden. Wir sind davon abhängig. Können Sie sich vorstellen, was eine Fabrik macht, die drei Tage keine Ware versenden kann? Muss ich da wirklich ins Detail gehen?“
„Ich gebe das mal so weiter.“
„Alles was sie jetzt noch tun müssen ist Ihren Subunternehmer schriftlich aufzufordern, den gottverdammten Scheisendrecks-Router zu konfigurieren. Pardon my french.“
„Werde ich veranlassen.“
„Danke, ganz lieb.“
„Das ist für sie dann aber kostenpflichtig…“
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