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- Veröffentlicht: 31. August 2011
"Warum soll es Dir besser gehen als mir?"
Das hört man im Alltag immer wieder. Dabei ist dieser Satz eine Unverschämtheit. Denn so gut wie immer sind die Benutzer dieser Phrase selbst schuld an ihrer misslichen Lage und haben sich die Suppe selbst eingebrockt oder zumindest zugelassen, dass jemand sie versalzt. Jetzt ärgern sie sich und fordern mit kleinkindlichem Trotz, dass alle die selbe versalzene Brühe zu essen haben.
Andererseits hört man nie den Satz: "Dir soll es ruhig auch so gut gehen wie mir." Woran liegt das?
Die Fähigkeit, anderen Menschen etwas zu gönnen und die eigene Gier zu zügeln muss entweder gelernt oder aufgezwungen werden, da bin ich mir sicher. Es wird nahezu erwartet im Alltag, dass nicht geteilt wird und nur genommen bei jeder Gelegenheit. Es stößt auf Skepsis, wenn jemand freiwillig verzichtet und großzügig ist.
Unsere Politik und ihr Souverän, die Finanzindustrie, hat sich das Phänomen schon einverleibt. Einerseits wird festgelegt, dass etwas zu zahlen ist, woher das Geld kommen soll wird seit ein paar Jahren aber schon gar nicht mehr geregelt, weil man nicht im selben Atemzug jemanden ärgern will, der das zahlen muss, während man Geschenke verteilt. Es ist deshalb einfacher, das über die breite Masse zu machen, als über einzeln benennbare Personen, die das Geld zwar im Überfluß hätten, es aber gerne behalten würden. Das wird voraussichtlich noch ein paar Jahrzehnte so weiter gehen, bis alle Ersparnisse der breiten Masse aufgebraucht sind, die Rente unter Sozialhilfeniveau und ein paar ganz wenige Lobbyisten und deren Fusslecker das ganze Land besitzen.
Wir kennen das alle, wir wissen Bescheid, aber können nichts machen, außer irgendwann mal gewalttätig werden, davor müssen wir aber ein Elend wie in den arabischen Staaten Anfang 2011 erreicht haben. Absehbar, weil der Deutsche sich bis zuletzt alles gefallen läßt aus Angst, etwas verlieren zu können von dem bißchen, das er noch hat und immer hofft, dass zuerst die anderen alles verlieren, bevor man selbst dran ist. Damit müssen wir leider leben.
Ich schreibe nur deshalb noch einmal darüber, weil mir aus aktuellem Anlass aufgefallen ist, dass besonders Christen sich dieses Prinzips bedienen. Dabei haben sie doch eine gegenteilig lautende Regel: "Liebe Deinen Nächsten und teilt miteinander euer Brot." So jedenfalls steht es im dicken Buch. Und trotzdem sind eben die Jünger der Backen-Hinhalt-Theorie besonders scharf darauf bedacht, dass es ihren Nachbarn gefälligst genau so viele Frösche in den Garten regnet, wie ihnen selbst.
In meinem Beispiel ist mir meine Kollegin aufgefallen, die behauptet, echte und überhaupt gläubige Christin zu sein und die deshalb auch toootal viel organisiert in der "Gemeinde". Aber jedes Mal wenn sie mit den anderen Schäflein telefoniert, um etwas Kleines zu organisieren, dann gibt das ein Gezeter und Gebeiße auf Teufel komm raus. Da fällt der eingangs erwähnte Satz oft im O-Ton. Und mich traf er letztens auch. Schnüff. Dabei bin ich doch einer von den Guten und habe das nicht verdient. (Alle anderen natürlich schon, is ja klar ...)
[der alte geisterfahrerwitz ...]