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- Veröffentlicht: 22. Dezember 2011
Jeeeeedes Jahr um die selbe Zeit muss ich nahezu pausenlos auf die Frage reagieren: "Feiert ihr eigentlich Weihnachten?"
Zuerst hat mich das fröhlich gestimmt, weil ich dachte, erklären zu können, was das Sonnwendfest für uns bedeutet, aber mit den Jahren habe ich gelernt, nur mehr "Ja" zu sagen und reagiere ausweichend auf Rückfragen, weil meine Antwort, dass das natürlich ein (wenn nicht gar das) Fest ist, auf dem unsere ganze Kultur gründet, einfach nicht verstanden wird.
Dass unsere Vorfahren in ihren Hütten gesessen haben und inständig darauf hofften, dass die kalte Jahreszeit endlich vorbeigehen würde und alles dafür taten, damit diese ferne Aussicht auf ein wenig Wärme und neues Essen, möglichst schnell kommen würde, hat nichts, aber auch GAR NICHTS mit einem weit weg in der Wüste geborenen Juden (Wer bei dem Wort zusammenzuckt, ist selbst schuld, ich habe kein Problem mit Juden.) zu tun. Ich wiederhole: NICHTS!
Und nein: es wurden früher auch sicher keine Geschichten erzählt von drei heiligen verwirrten Königen, die (höhö) ohne Gefolge einen (ich lach mich weg) Stall aufsuchen um einem neugeborenen "König" Geschenke zu bringen, während der von den Besatzern eingesetzte Tyrann alle Babys abschlachten läßt. Was zum Düvel soll diese grausame und frei erfundene Geschichte mit der Tradition unserer Ahnen zu tun haben?
Es ist ebenso wahrscheinlich, dass die Götter selbst vom heiligen Berg der Koreaner herabgestiegen sind, um den neuen Diktator Nordkoreas persönlich auf den Thron zu helfen, so wie deren Legende es beschreibt. Und da machen wir erstaunlicher-
weise auch keinen Brauch draus.
Dass die christlichen Bräuche absurd sind und mit normalem Menschenverstand nichts zu tun haben, wissen alle, auch die Christen selbst, aber es beginnt mich aufzuregen, dass der Unsinn auf die Gedankenwelt meiner Kinder übergreift. Selbst in ihrem jungen Alter haben sie schon mitbekommen, dass es bei Weihnachten anscheinend ausschließlich um Sich-Wohlfühlen und Geschenke geht. Das Jesus-Kindlein ist ihnen genauso egal, wie dem Rest der Welt, weil es ja nur ein Vorwand ist, um möglichst unauffällig möglichst viel Glühwein-Plörre in sich reinzuschütten während des verordneten Konsumwahnsinns.
Und so war es schon enttäuschend, dass beide meine großen Kinder von der Faszination des Lichtfest nicht beeindruckt waren sondern nur in etwas unhöflichem Tonfall darauf hinwiesen, dass bald Geschenke zu kommen haben.
Dabei hat sich besonders meine Frau in diesem Jahr wieder richtig viel Mühe gegeben, um alles stimmungsvoll zu gestalten.
Da dies keine Zeit ist, um zu streiten haben wir, entgegen unserer eigentlich eher strengen Erziehung, nachgegeben und den Abend einfach weiterlaufen lassen.
Aber uns war das eine Lehre: Es ist eigentlich sogar praktisch, dass die Christen 3 Tage zu spät feiern, denn dann können wir es nächstes Jahr so machen, dass zur Sonnenwende unser spirituelles Fest ist und ein paar Tage später kommt die Orgie mit Geschenkeirrsinn und Schlemmerei. Das dürften wir vermittelt bekommen.
[gier und völlerei sind doch todsünden]
[Wenn man Christ ist und daran glaubt, dann: Ja.]
[wieso machen die das dann?]
[Keiner, nicht einmal der Papst selbst, nimmt den christlichen Glauben ernst.]
[wieso gibt es ihn dann?]
[Weil zu viele mächtige Leute viel Geld damit verdienen.]
[echt? dann ist das alles nur schauspiel?]
[Genau. Traurig, aber wahr.]
[die lichterketten sind hübsch]
[Hmmmpf ... nicht Du auch noch ...]