- Details
- Veröffentlicht: 23. Mai 2019
Wenn viele Kinder gemeinsam auf die Straße gehen, weil sie sich sorgen, muss man darüber nachdenken.
Generell sollte man Menschen, die Angst um ihr Leben und ihre Zukunft haben, ernst nehmen. Wieso machen wir das als Gesellschaft nicht?
Wieso werden diese Kinder beleidigt, gerügt und belächelt?
Ich erinnere mich noch daran, dass viele vor 30 Jahren gegen den ersten USA-Irak-Krieg demonstriert haben. Da saßen die Punks und Hippies mit Palistinänserschals vor unserer Schule und schrieben mit Kreide auf den Asphalt: „Wer weiter geht, ist für den Krieg!“ Sie verweigerten dann auch die ersten paar Stunden Unterricht, bis es ihnen zu blöd war.
Erstaunlicherweise hat diese Demonstration des Willens die Kriegstreiber in den USA nicht beeindruckt.
Es geht bei allen politischen Entscheidungen immer nur um Geld. Und immer erst, wenn es sich nicht mehr finanziell lohnt, oder eine Alternative mehr Geld bringt, werden die Entscheidungsträger etwas ändern.
Es lohnt sich demnach einfach nicht, etwas zu kritisieren, wenn nicht sichergestellt wird, dass das Wort „unrentabel“ im Protestbrief auftaucht.
Alle Kriege wurden erst beendet, als die Kosten höher waren als der Profit einiger weniger Imperiumsbürokraten.
Proteste wurden nur geduldet, weil sie das Volk still hielten.
Genauso wird sich der Protest gegen die Zerstörung der Umwelt erst lohnen, wenn betriebswirtschaftliche Argumente ins Feld gefahren werden. Das meinten die Neoliberalisten ehrlicherweise damit, dass nur „Profis“ sich darüber unterhalten sollten und das Klimaproblem wird der Markt regeln. Das stimmt wirklich, damit müssen wir uns abfinden.
Jetzt wo wir das wissen, geht es darum, diese gewichtigen wirtschaftlichen Gründe zu schaffen und hervorzuheben.
Das kann man gerne als ernstzunehmenden Aufruf verstehen: JETZT müssen WIR alle etwas tun, also konsequent nur gutes Fleisch, keinen Fisch und auf keinen Fall Billigklamotten kaufen. Nicht mehr fliegen.
Die Politik kann wirklich total einfach alles von heute auf morgen ändern mit CO2-Steuer und Finanztransaktionssteuer und Speditionen müssen ab jetzt wieder 2 Fahrer vorhalten. Damit würden von heute auf morgen fast alle Probleme gelöst und Ansätze für neue Lösungen geschaffen. Es ist so einfach ...
Wenn man bedenkt wie schwer in echt es ist, Zigaretten, Militär oder teure, große Autos zu verhindern, obwohl die Kosten für Gesundheit, Leben und Wohlstand den Nutzen bei allen drei Themen weit überwiegen, dann sehen wir ein Problem. Mit Logik und Argumenten kommt man nicht weit, weil zu viele einzelne Menschen Angst vor der Veränderung haben („Mein Auto! Meine Sucht! Meine Sicherheit! Meinsmeins, nicht wegnehmen! Rabääh!“)
Dass die Menschheit zwar weiß, dass wir nur einen Planeten haben und dass es jetzt wirklich Zeit ist, etwas zu unternehmen, ist traurig, wenn man gleichzeitig sieht, dass im Rumpf unseres blauen Raumschiffs ein Wahnsinniger sitzt und mit einem Hammer wie bekloppt gegen die Hülle schlägt. Die eine Hälfte der Zuschauer steht daneben und verlangt, er soll doch bitte aufhören, die anderen stehen auf der anderen Seite und sagen, er habe doch so einen Spaß und außerdem sichere das seinen Arbeitsplatz.
Man möchte schreien: „Aber wir werden alle sterben, wenn er weiter macht!“ und dann zeigen alle ein Katzenvideo herum und grinsen bescheuert.
Meinen Kindern habe ich gesagt, sie dürfen selbstverständlich die Schule schwänzen, wenn es einen guten Grund gibt.
Und falls jemand sie darauf hinweist, dass sie eigentlich in der Schule sein müssen, dann dürfen sie antworten, dass der Weltuntergang leider auch während der Schulzeit stattfinden wird.
Von daher ist eh alles egal.