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- Veröffentlicht: 08. März 2010
Kinder lieben es, sich zu gruseln. Wenn es hell ist. Und jemand dabei sitzt. Und Händchen hält. Und keine unerwarteten Geräusche kommen.
Gerade mein Sohn, der tagsüber sich gruselige Horrornamen für seine Bande ausdenkt und scharenweise Legionäre, Drachenritter und Wikinger über das Schlachtfeld direkt in die Playmobil-Hel rutschen lässt, würde nachts nur in Begleitung seiner kleinen Schwester und mit Taschenlampe auf die Toilette gehen.
Woher kommt diese Lust am Gruseligen? Ist es das gute Gefühl, sich nach einem Schrecken in Sicherheit zu wiegen? Ist es Langeweile? Fehlt uns das Abenteuer? Ist es denn wirklich genetisch in uns drin, dass wir etwas suchen, das dem „Hurra, wir sind noch nicht tot“-Geklatsche nach einer Flugzeuglandung gleicht?
Der geniale Herr Buddenbohm hat in seinem lesenswerten Blog geschrieben, wie sein älterer Sohn die Religionen auf dem Weg zum Kindergarten wahrnimmt. Da hat er auch beschrieben, wie gut religiöse Horrorgeschichten beim Publikum ankommen. Das stimmt. Wenn ich meinen Kindern erzähle, dass man seinen Nächsten lieben soll, dann finden die das im Idealfall „Iiiiih“, aber meistens einfach nur unverständlich als Konzept. Ein „Du darfst große böse Jungs mit Steinen bewerfen“ kommt da schon nach dem ersten Erzählen prima an. Oder eben Bilder von Teufeln, Dämonen, Elefantenmenschen und Monstern.
Anders als Herr Buddenbohm denke ich aber, dass die Moslems ein weit gröberes Image-Problem haben als die Christen. Die Moslems dürfen ja nix. Wenn ein wie auch immer ernannter islamischer Gelehrter mittels Fatwa beschließt, etwas nicht zu mögen, dann darf keiner, der ihn dazu befragt, das mögen.
Etwas nicht zu dürfen kommt nur gut rüber, wenn man gleichzeitig auf jemand anderen zeigt, auf den man neidisch ist, und dann wenigstens krähen darf, dass der dafür in der Hölle irre Strafen durchleidet, bzw. niemals Jungfrauen im Überfluss gestellt bekommt, was auch immer man bevorzugt. Das zieht bei kleinen Kindern nur mit einem enormen Aufwand an Gehirnwäsche. Ohne eine solche finden Kinder auch den Gekreuzigten nur gruselig, bemitleidenswert bzw. zu knapp bekleidet.
Die Christen haben ein für Kinder aufregendes Konzept entwickelt, nämlich dass sie tun dürfen, was sie wollen, solange sie es bereuen und einem Priester rechtzeitig vor dem Tod erzählen. Sie dürfen alles tun (und sei es noch so schlimm). Das lässt Kinderaugen glänzen. Ein Sprecher der Christen erzählte unlängst, dass es zwar eine Hölle gebe, sie aber leer sei, weil ihr Gott alles verzeihe. Das ist zwar nett von dem Mann, erziehungstechnisch dennoch fragwürdig.
Wenn ich den Kindern erzähle, dass sie nur tun dürfen, was niemandem schadet und dass allenfalls das Opfer darüber nachdenken wird, ob es denn möglicherweise entschuldigt, das halten sie dann für ein minderwertigeres Konzept.
Kinder folgen genauso zwanghaft dem Weg des leichtesten Widerstands wie unsere machthungrigen Politiker und ehemaligen Könige. Kein Wunder, dass sie mit kleinen Versprechungen zu locken waren, bzw. sind.
Und deswegen hatte ich an diesem Wochenende eine intensive Frage-Antwort-Stunde mit dem Paten meines Sohnes, der ein recht einflussreicher Asatru ist und habe mir von ihm mal erzählen lassen, was die Edda so hergibt. Und mittlerweile bin ich guter Hoffnung, dass das ausreicht, um von den christlich/jüdischen Steinwerfern abzulenken. Auch wenn die Sache mit der Kuh und dem Eis … aber lassen wir das.