- Details
- Veröffentlicht: 02. April 2010
[Bist Du nervös?]
[nein, es geht]
[Deine erste tragende Rolle, vielleicht kommst Du groß raus.]
[ja, vielleicht … hej, lass die schlechten scherze, etwas mehr ernst bitte]
Gsbry: „lieber raphael, danke, dass du dir zeit genommen hast für mich und deine leser.“
Raphael: „Kein Thema. Hallo ihr.“
Gsbry: „anlässlich deines 1-jährigen blog-jubiläums wollte ich dich bitten, mir ein paar fragen zu beantworten.“
Raphael: „Gerne. Schieß los.“
Gsbry: „wie geht es dir?“
Raphael: „Gut, danke.“
Gsbry: „… und möchtest du nicht wissen, wie es mir geht?“
Raphael: „Nein. Ich dachte, hier geht es um mich?“
Gsbry: „das ist so typisch…“
Raphael: „War’s das? Kann ich gehen?“
Gsbry: „nein. wenn du willst, dann überspringen wir die floskeln und kommen gleich zum thema: bist du stolz auf dein blog?“
Raphael: „Nein. Dazu sehe ich keine Veranlassung.“
Gsbry: „wieso nicht?“
Raphael: „Ich halte Weblogs mehr denn je für überflüssigen Sozialspam eitler Selbstdarsteller. Am Schlimmsten sind die *ich-verlink-dich-du-verlinkst-mich und dann geben wir uns monatlich rosarote Awards*-Blogs. Ein Leben der offenen Türen mit protokollierter Belanglosigkeit. Ich weiß nicht, wieso einige Menschen sich veranlasst fühlen, ihr Privatleben in Wort und Bild mit anderen zu teilen. Gerade je irrelevanter der Alltag, desto mehr wird geschrieben. Ich hatte versucht, einen Kontrapunkt zu diesen virtuellen Kaffeekränzchen zu bilden. Eben so eine Art politischen Stammtisch ohne Bilder, Werbung und verlinkte Blogs.“
Gsbry: „ich bin baff. wieso?“
Raphael: „Zuerst hatte ich das Bedürfnis, meine Ansichten deshalb zu teilen, weil ich wissen wollte, ob es denn wirklich Leute gibt, die das selbe denken und dann würde ein Gedankenaustausch und Aktionen resultieren. Wenn ich auf ‚Real-Life’-Treffen (wie man so schön sagt) gehe, dann bin ich doch immer überrascht, wie viel Gemeinsamkeiten man findet und Absichtserklärungen abgibt. Ich dachte, über das Netz erreicht man eine ungleich größere Anzahl an Menschen aber so funktioniert das Internet nicht. Anscheinend kann man Menschen von Angesicht zu Angesicht eher interessieren und überzeugen, als man als ein Suchergebnis im Internet kann.
Gsbry: „dann bereust du es, regelmäßig geschrieben zu haben?“
Raphael: „Nein, es war eine gute Übung für mich. Mehr aber auch nicht. Es war jetzt keine direkte Zeitverschwendung, aber die Welt wäre nicht ärmer ohne mich. Ich glaube, nicht einen Menschen auch nur zum Nachdenken gebracht zu haben. Immerhin haben einige gelacht, meistens sogar an den richtigen Stellen, das ist doch auch was.“
Gsbry: „was war der höhepunkt in diesem jahr?“
Raphael: „Meine Unterhaltung mit dem Tod auf dem Hernalser Friedhof. Das war schön und enthielt alles, was mich veranlasste, ein Weblog zu führen.“
Gsbry: „und was war der tiefpunkt?“
Raphael: „Herauszufinden, dass gerade die besten Freunde und Familie mein Geschreibe überhaupt nicht interessiert und sie es allenfalls überfliegen und es dann tatsächlich ausschließlich dazu nutzen, mir Ansichten zu unterstellen, die aus dem Zusammenhang gerissen sind, bzw. ich so eben gerade nicht gesagt habe. Das hätte ich niemals für möglich gehalten. Aber es hat mich etwas gelehrt über menschliches Verhalten. Und vielleicht war das genau die eine Lehre, die mich ereilen sollte.“
Gsbry: „machst du denn weiter?“
Raphael: „Wenn ich einen guten Grund dafür finde, ja.“
Gsbry: „irgendwelche anderen pläne?“
Raphael: „Ich werde noch ein Kind auf diese Welt begleiten, ein Haus bauen und Bäume pflanzen.“
Gsbry: „und was macht die welt?“
Raphael: „Die soll sich selbst retten.“
Gsbry: „...und die hexen dieser welt?“
Raphael: „Was für Hexen?“
Gsbry: „na so menschen wie du?“
Raphael: (lacht) „Hexen? Es gibt doch keine Hexen, wie kommst Du auf so was? Zu viele Märchen gelesen?“
Gsbry: „ich verstehe. wir danken dir für das gespräch.“
Raphael: „Gerne. Jederzeit wieder.“
TOD: „Ich will mich nicht einmischen, aber hat außer mir noch jemand hier das Quietschen einer großen Ofentür gehört?“