Während die Christen noch ihren untoten Heiland feiern und es Ostern nennen, haben wir ja schon unser Mittfrühlingsfest: Beltane, Beltaine oder Walpurgis genannt. Das Fest der Leidenschaft, das fruchtbare Land feiern. Manche sagen auch, es sei das Fest der Liebenden.

A propos Liebe: Beim Mittagessen unter Kollegen, wo bekanntermaßen so mancher religiös-politische Diskurs gefochten wird, ertappten wir uns, wie alle irgendwie lustlos im Essen stocherten und die Gedanken um alles andere als ein gemeinsames Thema kreisen ließen.

Ich will nicht lange ausschweifen, im Grunde hatten alle den gleichen Kummer: Osterferien – lange Reise – Schwiegereltern. Einer nach dem anderen erzählten wir uns die Mär von der bevorstehenden Geisterbahn mit Gruselgarantie.

Sei es jetzt, dass der eine ins weit entfernte Bosnien fahren muss, um dort 2 Wochen lang von einem abgedunkelten, verrauchten Wohnzimmer ins nächste zu fahren und sein einziges Heil darin sieht, sich täglich voll laufen zu lassen, den Ärger der Ehefrau einkalkulierend (man kann dort so kurz nach Kriegsende noch nicht einmal wandern gehen, weil es keine Wege gibt und scharf geschossen wird).

Nicht ganz so dramatisch, aber auch ein Klassiker ist, sich eisern anschweigen zu lassen oder allenfalls anzuhören, wie viel besser der Nachbar doch sein neues Baby im Griff hat oder abends immer ganz absichtlich der größte Schund im Fernsehen angemacht wird, damit man sich auch ja nicht im selben Raum aufhalten muss.

Selbstverständlich werden wir auch alle kein Internet haben.
Wäre ja auch noch schöner.

Oder dass die sich um ihre Enkel kümmern, die sie so lange nicht gesehen haben...
Ha! Die haben natürlich einen Sack voll zu tun.

Nach viel kollektiver Jammerei fühlte ich mich bemüßigt, zu fragen:
„Wieso tun wir das eigentlich?“
Verlegenes Gestochere im Essen, Schulterzucken … ich grinste:
„Wir wissen doch warum: Aus Liebe?“

Da folgte erst ein kurzes Schweigen und dann sagte einer, von dem ich glaube, dass er es fast schon ernst meint: „Kann man da noch von Liebe sprechen, oder ist das doch nur Gewohnheit?“

Durch das gefällige Kopfnicken hindurch warf ich meine Gedanken hierzu in die Runde: „Ich glaube, wenn Männer in unserem besten Alter nicht ihre letzte Chance nutzen, um noch einmal eine junge Frau an Land ziehen, dann muss es wohl Liebe sein, oder?“ Ich zumindest bin mir da sicher, meine Kollegen denken wahrscheinlich immer noch darüber nach.