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- Veröffentlicht: 08. Juni 2011
Wir sind als Eltern stets bemüht, den Kindern zu helfen, einen gangbaren Weg durch das Dickicht unserer Gesellschaft zu finden. Das ist nicht immer leicht, weil wir sie einerseits unterstützen, Geister, Feen, Elfen und Trolle für existent zu halten, andererseits sie aber davor bewahren wollen, ausgelacht zu werden.
Und so eiern wir etwas herum, wenn wir zu erklären versuchen, dass das Bilder sind, die man sich vorstellt, weil unser Verstand Geistwesen besser akzeptieren kann, wenn wir ihnen eine Form zuordnen.
Aber das ist doch noch etwas kompliziert, oder?
Mein Sohn scheint es zu verstehen, er weiss, was Märchen und blosse Geschichte ist und was wir meinen, wenn wir von Naturgeistern sprechen. Zombies und Vampire sind für ihn etwas anderes als Trolle.
Meine Tochter hingegen scheint für sich beschlossen zu haben, ihren hungrigen Geist auf die Anderswelt loszulassen und zu gucken, was passiert. Das gute Kind überrascht uns jetzt täglich mit Neuigkeiten aus fremden Sphären.
Sie besteht darauf, dass sie eine Mutter im Himmel hat, die manchmal zu Besuch kommt und die nur sie selbst sehen kann. Hin und wieder ertappe ich sie, dass sie mit ihr redet, was ganz niedlich ist, aber jetzt ist meine Frau eifersüchtig. Grmpf.
Vor ihrem Geburtstag hatte meine Tochter angekündigt, sich in ein "Zauberwesen" zu verwandeln, aber das habe ich ihr ausgeredet mit dem guten Argument, dass wir nicht in alle Kleider Löcher für die Flügel schneiden wollen.
Hat sie eingesehen.
Trotzdem habe ich ein klein wenig Angst, dass sie es doch noch tut, besonders, wenn sie gedankenverloren vor sich hinsummt und im Kreis tanzt.
Den Zwergen auf dem Balkon, die in ihrem Blumenkasten wohnen bringt sie jeden Tag Rosmarin und Wasser. Warum Rosmarin? Kann sie nicht sagen, aber die brauchen es.
Es ist wunderschön zu beobachten, wie sie sich der Idee öffnet, dass die Natur beseelt und begeistert ist. Obwohl sie klug ist und Zusammenhänge problemlos erfasst, lässt sie sich darauf ein, wahrscheinlich, weil sie (wie ich auch) gemerkt hat, dass das Leben bunter und interessanter ist, wenn man sich aus Gedankenfallen befreit und einen feuchten Kehricht darauf gibt, was die Welt denkt.
Die Lehre, die ihr daraus ziehen könntet? Legt die dämlichen Hexenbücher, -leitfäden und -tutorials weg, die euch erzählen wollen, was Geister sind und wie man mit ihnen umgeht.
Öffnet einfach eure Augen.
Nicht die.
Die anderen.