Ich bin fest davon überzeugt, dass sich magische Vorgänge gut als bildlastige Erzählung darstellen lassen, aber auch nicht als viel mehr. Wir Menschen haben uns auf Sprache als Kommunikationsmittel geeinigt, wie die Hunde auf Gerüche und die Bienen auf Schwänzeltanz.

Ich benutze Geschichten über bunte Bilder, um mir die Elementargeister verständlich zu machen. Ich stelle sie mir lebhaft vor und weil ich es kann, rede ich auch mit Ihnen. Der objektive Beobachter könnte sich böswillig eine eigene Meinung darüber bilden, die nicht zu meinen Gunsten ausfallen würde. Zum Glück kann man heute so tun, als würde man mit dem Bluetooth-Headset reden. In Wien (wo sonst…) war zu meiner Zeit eine Frau ziemlich bekannt, die jahrein und jahraus in einem Harlekinskostüm mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war und mit ihrer Handpuppe gesprochen hat. Da sie sehr aggressiv war, traute sich keiner, ihr Tun in Frage zu stellen. Das war schon ein bisschen strange. So weit bin ich hoffentlich noch nicht. Einen Grundrest sozialen Bewusstseins habe ich noch.

Wenn es etwas gibt, worüber sich alle Hexen dankenswerterweise einig sind, dann ist es die Funktion und Position der Elemente. Wir wissen, wofür sie stehen, zumindest fühlen wir es und können diese als gemeinsamen Nenner bei Ritualen benutzen. In einem kurzen Satz: Aufgrund Luft wird mit Hilfe des Feuers aus Wasser Erde. Simpel.

Diesen Elementen ordne ich jeweils eine Gruppe Geister zu: Der Luft die Feen, dem Wasser die Tiergeister, dem Feuer die Elfen, der Erde die Trolle.

[und ich?]
[Bürozubehör.]
[das ist gemein]

Diese Einteilung ist nicht wirklich willkürlich.
Die Luft ist ein ätherisches, kreatives Element, so ungreifbar, wie die glitzernden Feen.
Wasser kann alle Formen annehmen, ist deshalb wandelbar, wie die Traumgeister/Krafttiere/Totems, man nenne sie wie man will, Hauptsache, das Bild ist im Kopf.
Elfen sind unberechenbare, wilde und nicht sehr freundlich gesonnene Zeitgenossen. Um sie zu verstehen muss man „Lords and Ladies“ vom Herrn Pratchett studiert haben. Sie verselbständigen sich leicht, wenn man nicht aufpasst.
Trolle sind das ziemliche Gegenteil von Elfen. Ruhig, stoisch, treu, aber auch recht leidenschaftslos.

[ich will auch eine fee sein]
[Und wenn Katzen Pferde wären, könnten wir Bäume hochreiten.]
[was hat das jetzt mit mir zu tun?]

Meinen Kindern wurde einmal von Seiten der Kindergärtner vorgeworfen, in einer Phantasiewelt zu leben. Zuerst begriff ich gar nicht, dass das ein Problem darstellen würde und sagte etwas wie: „Das ist schön!“
An der gerunzelten Stirn der Erzieherin hätte ich schon erkennen sollen, dass das nicht die angemessene Reaktion war, sondern besser gewesen wäre: „Nein! Das darf doch nicht wahr sein! Na, denen werde ich aber was erzählen! Ab sofort gibt es nur noch N24 und keine sprechenden Bienen mehr!“
Habe ich mich aber nicht getraut.

Stattdessen bat ich darum, das nicht zu unterdrücken, wenn sie es schon nicht fördern wollen. Wenn die Kleinen mit ihren Freunden Geister jagen und Geschichten ihrer Abenteuer in den Zwergenstollen erzählen, dann finde ich das toll, möchte aber auch nicht die türkischen Kinder mit verbotener Mystik belasten. Muss ja nicht sein, dass die dann mit einem Spielzeugsprengstoffgürtel in die Gruppe kommen, weil sie was von 72 Teddybären im Himmel gehört haben. Obwohl ich dann gerne die Reaktion der Erzieher erleben möchte.
Phantasiewelt … pfff.

Andererseits bin ich in bemerkenswerten Erklärungsnotstand gekommen, als mein Sohn neulich darum gebeten hat, mit mir zusammen ein BloodBowl-Spiel anzusehen. Er würde so gerne mal in das Zwergenstadion gehen. Ich habe ihn ein wenig vertröstet. Er müsse dafür noch ein bisschen größer werden, sonst versperren ihm die Orks die ganze Sicht. Hat er auch gleich eingesehen.

[orks? darf ich ein ork sein?]
[Ja. Definitiv.]
[hurra!]

Was ich sagen wollte: Man muss behutsam umgehen mit denjenigen, denen man seine Kinder anvertraut. Und wenn meine Kinder einen Babysitter oder später mal einen Bodyguard brauchen, dann täte ich einen Troll beschwören. Ich stelle mir das so vor:

Die Kinder kommen geschminkt und in Kostüm aus der Schule und möchten zur Release-Party des neuen Tonträgers der Insane Clown Posse.

Meine Reaktion: „Hausaufgaben erledigt?“
Beide: „Es gab nix auf.“
Das ist natürlich gelogen, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man jede Aufgabe in den 5 Minuten vor dem Unterricht noch gut hinfetzen kann, deshalb: „Wann kommt ihr zurück?“
Er: „Um zehn.“
Sie: „Um elf.“
Er: „Ähm, ja genau. Um elf, habe mich versprochen.“
Ich: „In Ordnung, aber nehmt die Trolle mit.“
Beide: „Och nee, muss das wieder sein?“
Meine Frau: „Stellt euch nicht so an, die fallen bei der Veranstaltung eh nicht auf…“