Vor zehn Jahren zu Beltane machte ich meine erste geführte Traumreise. Das war sehr beeindruckend.
Ich bin grundsätzlich immer skeptisch was angewandte Energiearbeit (=Magie) betrifft, weil ich mir denke, wenn die Menschheit Magie bräuchte, dann hätte sich das durchgesetzt und nicht der grobe Klotz der unser Vorfahr zu sein scheint. Andererseits haben wir auch keine vier Arme, obwohl das sehr praktisch wäre…

In der Geisterwelt zu reisen unterscheidet sich von Träumen nur dadurch, dass wir uns besser erinnern können. Mit ein bisschen Training ist es ja auch leicht, seine Träume bewusst zu steuern. Ich lege mich oft hin und wünsche mir, einen Traum fortzusetzen oder ich denke mir ein Thema aus. Oft kann ich sogar während dem Schlaf etwas ändern. Mir zum Beispiel wünschen, ich könnte wegfliegen oder ein Werkzeug in der Hand haben. Das klappt ganz gut. Vorausgesetzt ich bin gesund und nüchtern. Wenn ich am Vorabend Alkohol getrunken habe, dann kann ich Traumwanderei vergessen. Aber das ist ein anderes Thema.

Nun, damals vor zehn Jahren hatte ich mein erstes Krafttier getroffen. Das war eine recht brutale Elster, die mehr von mir forderte, als Spaß machte und die mich auch nach den Reisen noch immer wieder überraschte, zum Beispiel während des Autofahrens und das war wiederum sehr unlustig.
Trotzdem habe ich viel gelernt. Ein paar Jahre darauf begleitete mich auf meinen Reisen in der Anderswelt plötzlich ein neues Tier, diesmal eine Eule, die war bedächtig, unaufdringlich aber eben auch sehr zurückhaltend. Ich nehme an, mein in Teilbereichen geändertes Leben machte sich auch hier bemerkbar.

Mehrere Jahresläufe plätscherten meine Vorhaben, öfters zu reisen, vielleicht sogar mit anderen, so vor sich hin. Gerade, als Kinder in mein Leben traten, wurde mein Schaffen diesseits des Zauns wichtiger. So bemerkte ich kaum, dass mein Begleiter ein anderer geworden war. Jedenfalls saß ich irgendwann wieder mal auf meiner Wiese auf der anderen Seite und fuhr mit den Händen über das frische Gras, als neben mir ein Pferd auftauchte. Ein schönes Tier, bunt gefleckt mit großer Blesse und weißen Fesseln. Pferde können nur von der Seite sehen und deshalb weiß man nie, ob sie einen gerade ignorieren oder intensiv beobachten. Allenfalls am Ohrenspiel war erkennbar, dass es entspannt war, während es um mich herum trottete und graste. Wir verbrachten wenig Zeit miteinander. Mit meinen bisherigen Begleitern konnte man viel erleben, über Berge fliegen, die unteren Höhlen erforschen, durch enge Gänge kriechen auf der Suche nach dem Feuer, aber mein neuer Freund legte viel Wert auf Langeweile.

Erst jetzt, wo die Kinder immer häufiger auf Geistersuche gehen und das Gespür für die Unterschiede zwischen hüben und drüben entwickeln, muss ich wieder öfters darüber nachdenken. Die Zeit der Ruhe ist vorbei. Jetzt bin ich wahrscheinlich wieder zwischen zwei Geistern. Ich bin gespannt, was da kommt. Ob es wieder aufregend wird, oder mehr auf Sicherheit, wie man es von einem gestandenen Familienvater erwartet? Aber wie soll ich den Kleinen helfen, wenn sie mir davon fliegen? Dann muss ich doch hinterher und es wäre unpraktisch, wenn mir ein Karpfen stumm blubbernd mitteilt, dass es keine gute Idee wäre, die Seehöhle unter der Weide zu verlassen.

Vielleicht sollte ich mal offensiv auf Suche gehen. Ich mache mein eigenes kleines Casting: „Hexe sucht den Supergeist“. Dann setze ich mich in einen Lehnstuhl am Lagerfeuer in meiner Lichtung vor dem Haus und sehe zu, wer da kommt. Ja, das gefällt mir, das probiere ich.