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- Veröffentlicht: 29. Dezember 2010
Weihnachten tut mir weh.
Die Autos fahren viel aggressiver, die Menschen drängeln sich vor, schubsen und werfen mit bösen Blicken um sich. Kein freundliches Lächeln, alle sind bis zum Äußersten gespannt. Zusammengekniffene Augen und schmale Lippen allerorts die ausdrücken: "Komme mir nicht in die Quere, sonst ..."
Liebe Christen, lasst es mich so formulieren: Euer Weihnachten ist die planmäßig durchgeführte Perfektion von Scheisse. Man kann es nicht anders sagen.
Ihr redet über Harmonie und lasst aus allen Lautsprechern die "oh-wie-ist-das-schön"-Musik für euch spielen, aber ihr hasst doch selber, was ihr da tut, oder?
Und dann trotzdem in allen Radios ein gehetztes "Stille Nacht" hecheln, das ist so falsch wie Schweinemett beim koscheren Dinner.
Weil ich Zeit und Urlaub hatte, wagte ich ein Experiment. Ich stellte ich mich im Supermarkt einfach mal ein wenig schräg an die Kasse, anstatt meinen Einkaufswagen dem Vordermann als Zeichen meines Revieranspruchs in den Rücken zu rammen, wie es die anderen alle pflichtbewusst tun. Ich sah jeden an, der sich an mir vorbeizwängte, versuchte Augenkontakt herzustellen, aber es gelang nicht, bis ich dann irgendwann meinen Fuß in den Weg stellte, was der nächste Drängler grunzend zur Kenntnis nahm und mich genervt reinwinkte.
Worum geht es zu Weihnachten noch einmal? Wir hören es jedes Jahr auch gebetsmühlenartig im Fernsehen: Standardisierter Konsum, welcher wichtig ist für die Wirtschaft und besonders den Aufschwung. Jeden Tag erzählen die Nachrichten, wie sehr der Einzelhandel jubelt und dass schon das Kleingeld ausgeht. Weihnachten ist für euch lediglich eine Gelegenheit, die Wirtschaft anzukurbeln, ein Großteil der Industrie hat ihr Erfolgmodell auf dem zu erwartenden Konsum aufgebaut, z.B. Playmobil, Lego oder Lebkuchen. Fiele Weihnachten aus, dann würde die Schlagzeile in allen Zeitungen mit Sicherheit auf das Ressort Wirtschaft verweisen. Dass es um die Geburt eures Licht der Welt geht, dem Heiland, der Liebe und Frieden bringen soll (HÖHÖ), das ist schon sehr lange nur ein Vorwand.
Ich bin froh und stolz, sehr stolz, darüber, dass wir Hexen eine Alternative zum verkorksten Weihnachtsfest der christlich-islamischen Welt haben (die meisten Muslime feiern ja mittlerweile auch Weihnachten mit, ich nehme an, weil es so schön glitzert).
Wir konnten in aller Ruhe unser Sonnwend feiern, spielen, essen und Geschichten erzählen. Nur der Blick nach draussen, in die von euch vergewaltigte Welt, mit all der Heuchelei und der Aggression, die Weihnachten bei euch erzeugt, war weniger schön. Wenn mich zu Weihnachten jemand fragt: "Glaubst Du mit Deiner Religion etwas besseres zu sein?", dann fällt mir die Antwort erstaunlich leicht.
Und wie sagte doch mein Sohn zu seinem Freund?: "Ich bin froh, kein Christ zu sein."
Was der antwortete, könnt ihr euch denken ...
Ein schönes neues Jahr und noch erholsame Raunächte, an alle, die sich noch nicht unterkriegen haben lassen. Grüßt die wilde Jagd, wenn ihr sie trefft.